Nachrichtenarchiv
Da Capo am Dienstag
Die Interview-Reihe des Fördervereins „Montags im Da Capo“ wird nach einer Kunstpause am 31. Januar 2017 unter dem neuen Namen „Da Capo am Dienstag“ wiederbelebt. Die Moderation werden Dr. Götz Ehrhardt vom Förderverein Theater Nordhausen und die neue Operndirektorin am Theater Nordhausen, Anette Leistenschneider, übernehmen. Als Interviewpartner haben sie den General-musikdirektor vom Loh-Orchester Sondershausen, Michael Helmrath, gewonnen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Beginn: 19:30 Uhr
Mitgliederversammlung
Beginn: 19.00 Uhr im „Da Capo“
Operngala
Verleihung Theaterpreis
Beginn: 19:30 Uhr
Empfang zur Operngala
Kleiner Empfang zu Beginn der Spielzeit für Politiker und Kooperationspartner und Vorstellung der Spielzeit 2016/2017 durch den Intendanten Daniel Klajner
Beginn: 18:30 Uhr
Sommerfest 2016
Das traditionelle Sommerfest des Fördervereins mit den Theatermitarbeitern findet am Sonntag, dem 5.Juni 2016 ab 17:00 Uhr im Theatergarten (neben dem Bühneneingang) statt. Nach der letzten Vorstellung „The Pirate Queen“ in dieser Spielzeit freuen wir uns, die Spielzeit 2015/2016 bei netten Gesprächen mit den Theatermitarbeitern ausklingen zu lassen. Im Rahmen des Sommerfestes wollen wir Herrn Tietje und Frau Kalms aus Nordhausen verabschieden und ihnen alles Gute an ihrer neuen Wirkungsstätte am Staatstheater Schwerin wünschen.
Fotos vom Sommerfest 2016 können ab der darauf folgenden Kalenderwoche in der Galerie unserer Website betrachtet werden.
Vorstandswahl 2015
Aus der Vorstandswahl ging folgender Vorstand hervor:
Vorsitzende: | Frau Barbara Rinke |
Stellvertreter: | Herr Wolfgang Asche |
Herr Lars Tietje | |
Finanzen: | Herr Uwe Ziegenbein |
Schriftführer: | Herr Jost Rünger |
Mitglieder: | Frau Waltraud Hebestreit |
Frau Kathrin Mucke | |
Herr Dr. Götz Ehrhardt | |
Herr Dietrich Rose |
MONTAGS IM DA CAPO
David Roßteutscher – Tänzer mit Schauspieler-Ambitionen
Geboren 1983 in Speyer (Rheinland-Pfalz), aufgewachsen in Waghäusel (Baden-Württemberg); Vater begnadeter Handwerker in den verschiedensten Gewerken, Mutter tätig als Pflegerin für Kriminelle, ältere Schwester Sozialarbeiterin – das ist das familiäre Umfeld von David Roßteutscher, Mitglied der Ballettkompanie am Theater Nordhausen.
Als Hallodri hat er sich im Interview mit Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt selbst bekannt und macht dabei ein lausbübisch verschmitztes Gesicht. „Ich war als Schüler sehr hyperaktiv, hatte viele, aber häufig wechselnde Hobbys“. Nach einer diesbezüglichen Kur bekam er die Empfehlung, sich mit Singen und Tanzen zu beschäftigen. So besuchte er mit 12/13 Jahren neben der Realschule zusätzlich eine überwiegend klassisch ausgerichtete Musik-Tanz-Schule. Ausbüchsen war hier nicht drin, denn seine Mutter war die beste Freundin der Lehrerin. Das Tanzen hat ihm schließlich so richtig Spaß gemacht und wurde zu seinem Hobby. Seine Mitschüler hatten für sein Hobby Tanzen wenig Verständnis und hänselten ihn deswegen. Aber mit fortschreitenden Erfolgen, unterstützt durch Auftritte in Veranstaltungen der Tanzschule, stärkte David R. sein Selbstbewusstsein und verbesserte seine schulischen Leistungen bemerkenswert.
Mit 17 Jahren erwarb er an der Werkrealschule die mittlere Reife. Jetzt war Berufswahl angesagt, und er bewarb sich an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim zum Vortanzen. Nach drei Stunden war er total fertig, aber für ein Jahr als Eleve angenommen. Seine Eltern unterstützten bzw. tolerierten seine Entscheidung, Tänzer werden zu wollen – die Oma aber meinte „....so ein brotloses Gewerbe“.
Nach einem Elevenjahr an der Hochschule musste David R. für die Aufnahmeprüfung zum Grundstudium erneut vortanzen und wurde angenommen. Drei Jahre lang den ganzen Tag klassischer Tanz. Dazu noch Anatomie und Musiktheorie. Im zweiten Jahr erhielt David R. in Würdigung seiner bisherigen Leistungen und zur Förderung seiner weiteren Entwicklung ein Stipendium der Birgit-Keil-Stiftung Stuttgart. Während des Studiums tanzte David R. in Produktionen des Staatstheaters Karlsruhe, darunter mit dem „Grafen von Luxemburg“ seine erste Operette. Im Jahr 2004 hat er das Studium mit dem Diplom für Tanz und Tanzpädagogik abgeschlossen.
An dieser Stelle des Interviews gab David R. eine darstellerische Einlage mit unterschiedlichen Tanzformen und Techniken wie klassich – modern – Step – Flamenco. Fotos davon sind in der Galerie dieser Internetseite eingestellt.
Nach dem Diplomabschluss erhielt David R. ein Angebot für ein einjähriges Aufbaustudium, welches auch eine weitergehende Kooperation mit dem Staatstheater Karlsruhe beinhaltete. Dazu erhielt er als erster Tänzer von der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin ein Arbeitsstipendium. In dieser Zeit hat David R. zum ersten Mal als Sancho Pansa in „Don Quichotte“ mitgewirkt, aber weniger als Tänzer sondern mehr als Schauspieler. Bereits hier wurde wohl sein schauspielerisches Talent entdeckt. Das Aufbaustudium schloss er mit dem Diplom als Solist ab.
2005 startete David R. seine berufliche Karriere in München im Staatstheater am Gärtnerplatz. Weitere Stationen waren danach, Innsbruck, Braunschweig, Ulm.
Dann kam der Anruf der ZAV Künstlervermittlung. In Nordhausen wurde in Folge der Erkrankung eines Tänzers ein Gast für die Produktion „Nussknacker“ (Premiere Nov. 2011) gesucht. Aus dem Gastvertrag wurde 03/2012 ein Festvertrag. Seitdem konnte das Nordhäuser Publikum David R. in vielen Produktionen erleben: „West Side Story“, „Kammertanzabend“, „Panoramatanz“ im Panorama-Museum Bad Frankenhausen, „Don Quichotte“, „Der Graf von Luxemburg“, „Die Kameliendame“, „Shakespeare. Ein Ballett“.
Im Oktober 2013 wurde David R. im Jahrbuch der renommierten Fachzeitschrift „tanz“ für seine Leistungen als Sancho Pansa in „Don Quichotte“ und als Armand in „Kameliendame“ als Tänzer des Jahres nominiert. Die nächste Premiere mit der Ballettkompanie und David R. können wir am 31.Januar 2014 mit dem Pop-Ballett von Jutta Ebnother „What a Feeling“ erleben. Wir sind gespannt darauf.
Und eins noch – David R. bleibt auch in der nächsten Spielzeit als Tänzer in der Ballettkompanie am Theater Nordhausen. Darüber freuen sich natürlich alle Nordhäuser Ballettfans.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Katharina Boschmann eroberte die Herzen des Publikums
Klein von Wuchs aber mit großer Stimme, so stellte sich das jüngste Mitglied des Ensembles vom Theater Nordhausen, die 26-jährige Sopranistin Katharina Boschmann, am 2. Dezember den Besuchern in der Veranstaltung „Montags im Da Capo“ des Fördervereins Theater Nordhausen e. V. vor. Gleich mit ihrer musikalischen Eröffnung des Abends, der Arie des Ännchen aus dem „Freischütz“, ersang sie sich die Gunst der Besucher. Seit dieser Spielzeit ist die junge Künstlerin fest am Theater Nordhausen engagiert. Ihren Einstand gab sie bei der Operngala im September, es folgte die Rolle der Barbarina in „Die Hochzeit des Figaro“ und aktuell mit sehr großem Erfolg die Christl von der Post im „Vogelhändler“
Verwaltungsdirektorin Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt vom Förderverein Theater Nordhausen e. V. plauderten mit der Sopranistin über ihren Werdegang. Aufgewachsen ist Katharina Boschmann bei Heilbronn in Baden-Württemberg. Mit acht Jahren begann sie mit dem Klavierspielen. Auf dem Gymnasium sang sie im Schulchor. Mit 15 Jahren hatte sie ihr erstes Vorsingen für die Burgfestspiele in Jagsthausen, wo sie 3 Jahre in Folge ein Engagement erhielt. Sie beteiligte sich in dieser Zeit auch an Wettbewerben von „Jugend musiziert“ sowohl im Fach Musical als auch im Fach Klassik und gewann dabei mehrere Preise.
Ab ihrem sechzehnten Lebensjahr besuchte Katharina Boschmann parallel noch ein Musikgymnasium. Ein Schlüsselerlebnis war eine Aufführung der „Zauberflöte“ in der Musikschule, in der sie die Partie der Pamina singen durfte. Und so fiel die Entscheidung zugunsten der Klassik. Noch vor ihrem Abitur im Sommer 2007 bewarb sich Katharina an vier verschiedenen Musikhochschulen und erhielt einen Studienplatz in der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.
Während des Studiums wirkte die Sängerin an vielen Hochschulproduktionen mit. Mit Freunden gründete sie ein kleines Barockensemble mit Trompete, Orgel und Sopran und tourte damit durch Norddeutschland. Sie belegte Meisterkurse und erhielt Gastengagements, u. a. 2011 bei den Thüringer Schlossfestspielen Sondershausen die Partie der Berta im „Barbier von Sevilla“ – mit Folgen. Im Oktober 2012, ein Jahr vor ihrem Abschluss, stellte ihr Intendant Lars Tietje per Handyanruf überraschend die Frage, ob sie Lust auf ein Festengagement in Nordhausen habe. Sie hatte Lust, und darüber kann sich das Nordhäuser Publikum glücklich schätzen, denn es ist ein Genuss, ihrem Gesang zuzuhören.
Katharina erfreute an diesem Abend das Publikum im Da Capo noch mit den Arien der Marie aus „Zar und Zimmermann“ und der Despina aus „Cosi fan tutte“, begleitet vom 1. Kapellmeister Michael Ellis Ingram am Klavier. Die nächste Veranstaltung der beliebten Reihe „Montags im Da Capo“ findet am 20. Januar 2014 um 19:30 Uhr statt. Zu Gast wird dann David Roßteutscher, Mitglied der Ballettkompanie, sein.
Bernd Illhardt / Birgit Susemihl
Pressemeldung
In der "Nordhäuser Allgemeinen" erschien am 03.10.2013 und in der "Wochenchronik" erschien am 05.10.2013 jeweils eine Meldung über die neuen Sitzbänke welche vom Förderverein dem Theater Nordhausen gespendet.
Pressemeldung
In der "Nordhäuser Allgemeinen" erschien am 03.10.2013 eine Meldung über die Ehrung von 26 ehrenamtlich arbeitenden Leuten aus dem Landkreis Nordhausen. Darunter befindet sich auch Dr. Götz Ehrhardt vom Theater Förderverein.
Pressemeldung
In der "Nordhäuser Allgemeinen" erschien am 25.07.2013 eine Meldung über den Förderverein, welcher der Stadt Nordhausen eine Scheck in Höhe von 10.000 Euro übergeben hat.
MONTAGS IM DA CAPO
Thomas Kohl – Wurzeln geschlagen in Nordhausen
Wie wird ein Mecklenburger, 1967 geboren in der theaterlosen Stadt Neubrandenburg, Opernsänger am bedeutendsten, weil einzigstem Theater in Nordthüringen, nämlich dem Theater Nordhausen mit einem Einzugsgebiet von umworbenen 600 000 potenziellen Besuchern aus dem Südharz, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen? Indem er zunächst einen „anständigen“ Beruf erlernt – Elektroinstallateur (1983-1986), eine Berufswahl mit Weitsicht, wie sich noch zeigen wird. Bevor Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt in das Interview mit Thomas Kohl einsteigen, singt er für das Publikum im Da Capo aus dem italienischen Liederbuch von Hugo Wolf (1860-1903), dem „Wagner des Liedes“, das Lied „Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen“, – am Klavier begleitet von der reizvollen Ayako Matuschka (Japan). Mit solchem Liedgut verbindet der gemeine Besucher des Theaters Nordhausen seine Kenntnisse über das Repertoire von Thomas Kohl eher nicht. Eine Spezialität, die man exklusiv nur „Montags im Da Capo“ beim Förderverein des Theaters Nordhausen erleben kann. Danach plaudert er locker aus dem Nähkästchen.
Sein Vater stammte aus Lemberg und arbeitete als Handwerksmeister. Die Mutter war Sachbearbeiterin. Das musikalische „Hardware“-Potenzial der Familie Kohl fristete sein Dasein ungenutzt im Keller – es bestand aus einer Geige und einem Flügelhorn. Eine musikalische Karriere des jüngsten Kindes Thomas, neben zwei weiteren Brüdern und einer Schwester, war also von Hause aus nicht absehbar. Der schulische Musikunterricht war niveaulos und erweckte seine schlummernden musischen Veranlagungen ebenso wenig. Dafür fühlte sich der junge Thomas mehr dem Sport hingezogen. Seine Interessen galten dabei dem Boxen, Fußball, Handball und der Leichtathletik. Heute richtet er seine sportlichen Aktivitäten auf Radfahren und Wandern.
Mit vierzehn Jahren begann Thomas Gitarre zu spielen. Außer einer einstündigen Einweisung hat er aber niemals Gitarrenunterricht genommen. Seine selbst erarbeiteten Fertigkeiten hat er nicht für sich behalten – er sang und spielte mit einer Band, in der Schule und in der Kirche.
An dieser Stelle unseres Interviews greift Thomas Kohl nach seiner nicht zufällig im Raum anwesenden Gitarre und spielt und singt uns als Premiere für die Nordhäuser Öffentlichkeit das Lied „Spar deinen Wein nicht auf für morgen“ von dem Liedermacher Gerhard Schöne.
Ebenfalls anwesend im Raum und vom Publikum herzlich begrüßt seine Frau Gabi, die Thomas auf der Silvesterparty 1983 kennen lernte. Im Interview kommt er immer wieder mit Stolz auf sie zu sprechen, in Liebe und mit Dankbarkeit.
Aus seiner Mitwirkung in der schon erwähnten Band ergab es sich, dass Thomas 1 ½ Jahre lang privaten Gesangsunterricht nahm. Schon in der zweiten Stunde fragte ihn seine Lehrerin, ob er sich vorstellen könne, Gesang zu studieren. Diese Gesangslehrerin war übrigens vormals am Theater Nordhausen beschäftigt gewesen. Zum Gesangsunterricht nahm er dann noch den obligatorischen Klavierunterricht auf. Im Frühjahr 1987 bestand Thomas Kohl seine Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Die bestandene Prüfung und der zugesagte Studienplatz waren für ihn der entscheidende Anlass dafür, sich ein eigenes Klavier anzuschaffen. Vor dem Studium musste Thomas aber zunächst seine Wehrpflicht bei der Nationalen Volksarmee ableisten, wo er ab 10/87 als Sprechfunker diente.
Ab Herbst 89 nahm Thomas sein Gesangsstudium (Bass) in Berlin auf, bei Professor Günther Leib, einem international bekannten und preisgekrönten Opernsänger (Bariton). Günther Leib hatte übrigens eines seiner ersten Engagements Anfang der 50er Jahre am Theater Nordhausen. Ab dem 2.Studienjahr wirkte Thomas in Produktionen der Musikschule mit – seinen ersten Auftritt hatte er im Schauspielhaus in Berlin am Gendarmenmarkt in Mozarts erster Oper „Apollo und Hyacinthus“. Während des Studiums wechselte Thomas vom Bass zum Bassbarition, was er als einen „normalen Vorgang“ bezeichnete.
Während seines Studiums absolvierte Thomas auch einen Kurs bei der Gesangspädagogin Elisabeth Schwarzkopf. Über sie wird in Wikipedia geschrieben: “Sie galt als eine der führenden Sopranistinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 1980er Jahren begann Schwarzkopf Gesang in ihren Meisterklassen zu unterrichten. Ihre rücksichtslose Härte gegenüber sich selbst forderte sie ebenso von ihren Schülern, zudem einen bedingungslosen Willen zur Klarheit der Artikulation, der Phrasierung und zur stimmlichen Perfektion. So sehr ihre Kurse gefürchtet waren, so begehrt waren andererseits die damit erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten.“
Thomas hat auch bereits als Student bei der ZBF (Zentrale für Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit) vorgesungen. Daraus ergab sich eine Gastrolle am Theater Nordhausen (2. Strolch in „Die Kluge“).
Weitere wichtige Erfahrungen erwarb sich Thomas mit seiner Teilnahme am „Rheinsberg-Festival“ im Jahr 1995 in der Rolle als Musiklehrer in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. „Die Kammeroper Schloss Rheinsberg" ist ein vom Komponisten Siegfried Matthus initiiertes und geleitetes internationales Opernfestival in Rheinsberg, in dem jungen Künstlern im Ergebnis eines Vorsingewettbewerbes die Möglichkeit eröffnet wird, unter Anleitung von Mentoren Opernpartien einzustudieren und diese aufzuführen. Das Festival findet seit 1991 jährlich in den Monaten Juli/August statt“ (Wikipedia).
Nach dem Abschluss des Studiums erhielt Thomas Kohl ab der Spielzeit 1995/96 ein festes Engagement in Nordhausen. Das war für ihn Anlass, mit seiner Familie von Berlin nach Nordhausen umzuziehen, wo er heute noch wohnt. Seit dem hat er hier 49 Partien erarbeitet – Oper, Operette, Musical, hat in allen wichtigen Oratorien, Requien und Messen gesungen. In den ersten Monaten dieses Jahres sang Thomas den Roucher in der Oper „André Chénier“ von Umberto Giordano, aktuell singt er mit besten Voraussetzungen als ausgebildeter Elektroinstallateur, in einer Kooperation mit der Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei, den Nordhäuser Elektriker Roland Richter in dem hochprozentigen Lustspiel „Trinke! Was klar Ist!“ von Achim Lenz. Eine weitere Rolle spielt Thomas derzeit als Opa Nils in der Oper für Kinder „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Alexander Stessin, nach dem schwedischen Kinderbuch von Ulf Stark.
Auf die Frage nach seiner Wunschpartie antwortet Thomas Kohl ohne überlegen zu müssen: den Figaro von Mozart! Um dem Nachdruck zu verleihen, singt er uns zum Abschied die Arie des Figaro „Se vuol ballare , Signor Contino“ (Will der Graf ein Tänzchen nun wagen). Wir sind alle begeistert und wünschen uns und ihm, dass Thomas auch weiterhin, siehe Überschrift, in Nordhausen verwurzelt bleibt. Der Intendant hat’s vernommen. Und er hat noch mehr vernommen, nämlich, dass die Reihe Montags im Da Capo (vormals Montags im Foyer) seit nunmehr 10 Jahren von den beiden Initiatoren Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt mit viel Liebe moderiert, vor allem aber auch vorbereitet wird. Dafür ein dickes Dankeschön vom Intendanten Lars Tietje, vom Förderverein Theater Nordhausen und vom treuen Publikum. Bitte weiter machen!
Bernd Illhardt
Fotos dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Internetseite unter „Galerie“.
Vorstandswahl
Neuer Vorstand
In der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Theater Nordhausen e.V. am 6. März 2013 wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:
· Barbara Rinke, Vorsitzende
· Wolfgang Asche, 1. stellvertretender Vorsitzender
· Lars Tietje, 2. stellvertretender Vorsitzender (satzungsgemäß)
· Uwe Ziegenbein, Schatzmeister
· Jost Rünger, Schriftführer
· Dietrich Rose, Beisitzer
· Dr. Götz Ehrhardt, Beisitzer
Nachfolgekandidaten sind Kathrin Mucke und Waltraud Hebestreit.
Vor der Wahl hatte der bisherige Vorsitzende, Herr Dr. Götz Ehrhardt, erklärt, dass er weiterhin für den Vorstand zu kandidieren bereit sei, aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Funktion als Vorsitzender.
MONTAGS IM DA CAPO
Michael Ellis Ingram – Schaffner oder Dirigent
Sein Kindheitstraum war es, Schaffner zu werden – auf Englisch conductor. Tatsächlich ist M. E. Ingram Dirigent „geworden“, auf Englisch ebenfalls conductor. Ein Wort für zwei Bedeutungen, zwischen denen Welten liegen, aber immerhin Anlass zum Schmunzeln geben, wenn sie so wie bei M. E. Ingram in einer Person zusammentreffen. Für das Nordhäuser Theaterpublikum ist es aber ein Gewinn, dass M. E. Ingram sich heute im Theaterrestaurant „Da Capo“ als Dirigent und 1.Kapellmeister des Loh-Orchesters den Fragen der Interviewer Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt stellt. Als Schaffner hätten wir ihn wohl kaum jemals kennen gelernt. Und das wäre unzweifelhaft ein Verlust für uns alle gewesen.
Zur Begrüßung spielte M. E. Ingram auf dem Klavier das Frühlingslied „Spring“ von dem noch lebenden amerikanischen Komponisten Dominick Argento. Danach gleitender Übergang zur unterhaltsamen Befragung zu seiner Person:
· geboren 1985 in Columbia (Missouri);
· Vater: Arzt (Pathologe) am Uni-Klinikum Columbia, spielt verschiedene Instrumente;
· Mutter: Journalistik-Abschluss, betreut im „Omi-Haus“ eine Stiftung für Kinder aus der Innenstadt (sozialer Brennpunkt)
· Drei Schwestern (zwei älter, eine jünger als M. E.): haben Musikunterricht bekommen, M. E. aber nicht;
M. E. lebte bis zum Abitur 2003 bei seiner Familie in Columbia. In der Kindheit war der Flügel im Elternhaus im erweiterten Sinne sein liebstes Spielzeug. Mit 8 Jahren lernte er wie jedes Kind in Amerika als erstes Instrument Blockflöte, mit 11 Jahren Trompete und mit 15 Jahren schließlich Oboe. Dieses Instrument faszinierte ihn so sehr, dass er zu sich selbst sagte: „Das ist es!“ Dem Publikum im Da Capo beschrieb er seine Faszination mit den Worten „Ich konnte sprechen mit dem Instrument“. Dazu hatte er mit 15 auch schon Unterricht in Dirigieren, Komposition, Gehörbildung, Harmonie- und Formenlehre. Hobbymäßig beschäftigte sich M. E. außerdem noch bis zum 16. Lebensjahr mit Malen und Zeichnen, wobei ihn seine Mutter zusätzlich förderte. Mit knapp 16 Jahren hatte M. E. einen tollen Musiklehrer, der ihm ein Aha-Erlebnis beschert hat: das Dirigieren. M. E. wurde Assistent des Dirigenten mehrerer Schulorchester und ein Jahr später künstlerischer Leiter eines Anfängerorchesters.
2003 begann M. E. sein Musikstudium in Boston, das er 2008 mit dem Bachelor of Music in Oboe, Klavier und Dirigieren und im Nebenfach Deutsch abschloss. Warum Deutsch? Weil er Dirigent werden wollte und die überaus ausführlichen Erläuterungen für Dirigenten von Gustav Mahler in dessen Kompositionen besser verstehen wollte. Und weil er seine musikalische Fortbildung unbedingt in Deutschland machen wollte. Während des Bachelorstudiums nahm M. E. regelmäßig an Streicherproben teil – warum? Streicher sind das entscheidende Glied im Orchester. Sein Fazit: „Ich kann zwar trotz der fünf Jahre Probenteilnahme immer noch nicht gut Geige spielen, aber ich habe gelernt, wie schwierig es ist, das Instrument gut zu spielen.“ Nach Boston wollte M. E. eigentlich sofort nach Deutschland. Sein diesbezüglicher Antrag auf ein Stipendium wurde aber abgelehnt. Daraufhin ging er für zwei Jahre nach Washington DC, wo er den Masterabschluss im Orchesterdirigieren erwarb. Während des Studiums war M. E. als Dozent, Assistent Dirigieren und künstlerischer Leiter des Repertoire-Orchesters tätig. Sein 2010 erneut gestellter Antrag auf ein Stipendium für Fortbildung in Deutschland wurde abermals abgelehnt. Daraufhin knackte er sein Sparschwein und kaufte sich ein Flugticket nach Deutschland. M.E. wollte unbedingt nach Leipzig, wegen der Musiktraditionen dieser Stadt (Johann Sebastian Bach, Robert Schumann) und wegen der Hochschule für Musik in Leipzig. Die Informationen über Leipzig hatte er während des Masterstudiums von einem Lehrer, der für einige Zeit im Gewandhausorchester gespielt hat, und aus dem Internet zusammengetragen. Mit nichts weiter als Gepäck und einem Vorspieltermin kam M. E. in Leipzig an. Innerhalb von drei Wochen hatte er die Weichen für seinen Aufenthalt und seine Tätigkeit in den nächsten zwei Jahren in Leipzig gestellt. Am 200. Geburtstag von Robert Schumann, am 8. Juni 2010, hat M. E. seine Aufnahmeprüfung für das Meisterklassenstudium an der Hochschule für Musik in Leipzig bestanden.
Seine erste Berührung mit der Oper hatte M. E. mit 13/14 Jahren – mit Wagners „Rheingold“. Er fand sie damals wörtlich: „abstoßend“. Sein Schlussprojekt in Leipzig war dann das „Rheingold“ – welch eine Metamorphose, c’est la vie. Das Schlüsselerlebnis in Bezug auf Oper war für M. E. der „Rosenkavalier“, der in ihm eine wahre Begeisterung auslöste.
Nach dem Abschluss der Meisterklasse in Leipzig 2012 reiste M. E. für sieben Wochen nach Amerika. „Dort habe ich mich wie ein Besucher gefühlt“, nach seiner Rückkehr nach Leipzig machte er den Ausspruch „ich bin wieder zu Hause“, und das, obwohl gerade ein in Aussicht gestelltes Zusatzjahr in Leipzig geplatzt war. Sein Professor hatte aber eine Empfehlung, keine Ersatzlösung, parat: die Stellenausschreibung der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH für den 1. Kapellmeister. Volltreffer! Kurzfristige Einladung zum Vordirigat nach Sondershausen – Zuschlag – 1. Kapellmeister ab Spielzeit 2012/2013. Start mit Operngala, Theaterfest, Assistenz/Nachdirigat „Hänsel und Gretel“, musikalische Leitung Ballett „Don Quichotte“ (erste eigene Produktion), Operette „Der Graf von Luxemburg“ (M. E.: „Operetten sind am schwierigsten zu dirigieren“), diversen Konzerten, Assistenz/Nachdirigat „André Chénier“. In Vorbereitung befindet sich das Musical „Aida“ von Elton John, zu dem M. E. die musikalische Leitung haben wird (Premiere 22. März 2013).
Kurze Frage – Kurze Antwort:
Lieblingskomponist: Robert Schumann
Lieblingsoper: Cosi fan tutte
weitere Musikvorlieben: Motown-Musik der 50er und 60er (The Jackson 5, Michael Jackson ...)
Motto: Geh in der Verwandlung ein und aus (Rilke)
Stärke: Geduld
Entspannung: Shakespeare lesen
Wohin wird die Reise gehen? „Ich bin sehr zufrieden, in einem Opernhaus gelandet zu sein. Das ist das Beste, was man haben kann.“
Bleibt noch festzuhalten, dass Michael Ellis Ingram ausgezeichnet Deutsch spricht und selbst grammatische Finessen wie „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ perfekt beherrscht. Eine Kostprobe der besonderen Art gab er dem Publikum mit der Rezitation von Auszügen aus den „Sonetten an Orpheus“ von Rainer Maria Rilke, den er besonders verehrt. Zum Abschied spielte M. E. auf dem Klavier Ausschnitte aus dem „Album für die Jugend“ von Robert Schumann.
Der Theaterförderverein bedankt sich bei Michael Ellis Ingram sehr herzlich für das Interview und wünscht ihm eine gute Zeit in Nordhausen/Sondershausen.
Bernd Illhardt
Fotos dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Internetseite unter „Galerie“.
Mitgliederversammlung
Wir sind für unser Theater da
Zur Eröffnung der Versammlung sang Elena Puszta, Hauptdarstellerin in dem zur Zeit erfolgreich am Theater laufenden Leonard Bernstein Musical „West Side Story“. Am Klavier wurde sie dabei begleitet von Kolja Hosemann.
Nachfolgend zog der Vorsitzende des Fördervereins Dr. Götz Ehrhardt in seinem Jahresbericht Bilanz über das Kalenderjahr 2011. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Unterstützung des Theaters Nordhausen. Im Laufe des Jahres 2011 erhöhte sich die Zahl der Mitglieder von 124 auf 132. Die Herkunft unserer Mitglieder erstreckt sich über die Grenzen des Landkreises Nordhausen hinaus bis nach Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin. Als gemeinnütziger Verein sind wir bestrebt, durch vielfältige Aktivitäten unserer Mitglieder einen spürbaren Beitrag zu leisten, das Erlebnis Theater für unsere Besucher mit zusätzlichen Attraktionen zu bereichern oder schlichtweg dem Haus bei der Erneuerung von Teilen seiner Ausstattung zu helfen. Erinnert sei an Anschaffungen vergangener Jahre wie ein neuer Bühnenvorhang, Leuchter für das Foyer im ersten Rang, Teppichläufer für die Treppenaufgänge zum ersten Rang, EDV-Technik für den Besucherservice.
Auszugsweise einige Schwerpunkte aus dem Jahr 2011:
· Betreibung des Verkaufstandes im Theaterfoyer mit vorstellungsbezogener preiswerter Literatur und CDs zu allen Aufführungen von Opern, Operetten, Musicals und Sinfoniekonzerten; einen gleichartigen Stand betreibt der Förderverein auch bei den Schlossfestspielen in Sondershausen – hier wurden 2011 zusätzlich Sitzkissen in praktischen Tragetaschen mit Multifunktion verkauft.
· Durchführung unserer traditionellen Veranstaltung „Montags im Da Capo“, in der Mitglieder des Ensembles oder Angestellte aus anderen Bereichen des Hauses auf unterhaltsame Art und in angenehmer Atmosphäre interviewt werden. Und - die Künstler präsentieren Proben ihres Könnens. Diese Veranstaltung ist öffentlich und kostet keinen Eintritt.
Unsere Gäste 2011 waren: der neue Studioleiter und Kapellmeister Kolja Hosemann, der amerikanische Tenor Marvin Scott, die Leiterin des „Tanzstudios Radeva“ Frau Radeva und der australische Bass Bariton Abraham Singer. Da zunehmend Sänger, Musiker und Tänzer aus dem Ausland zu uns nach Nordhausen kommen, erfahren wir auch vieles über die Lebensgewohnheiten in den fremden Ländern. Ausführliche Berichte über die Da Capo - Abende und andere Vereinsangelegenheiten stehen im Internet unter www.theater-nordhausen/foerderverein.
· Durchführung des jährlichen Sommerfestes im Theatergarten als Dank des Fördervereins an die Theatermitarbeiter. Stargäste waren die beiden Hauptdarsteller des Gershwin – Musicals „Crazy for You“, Femke Soetenga (Niederlande) und Gaines Hall (USA).
· Nordhäuser Theaterpreis – der Vorstand des Fördervereins hat gemeinsam mit dem Betriebsrat des Theaters und der Intendanz die ehrenvolle Aufgabe dem Kuratorium der Kreissparkasse Nordhausen einen Vorschlag für den Theaterpreis zu unterbreiten. Der Preis für das Jahr 2011 wurde im Rahmen der Operngala am 3. September 2011 der Leiterin des Jugendtheaters, Frau Bianca Sue Henne überreicht.
· Bewirtschaftung des Kuchenstandes zum Theaterfest am Tag des offenen Denkmals (11.September); wegen eines Unwetters nahm die Veranstaltung leider ein vorzeitiges Ende.
· Bewirtschaftung des Glühweinstandes zum Adventskalender des Theaters über die gesamte Adventszeit.
Der Förderverein hat 2011 aus Mitgliedsbeiträgen, aus seinen Verkäufen, aus Spendeneinnahmen sowie anderen Zuwendungen 22.400 € eingenommen. Davon wurden zur Förderung und Unterstützung des Theaters unter anderem ausgegeben: für eine Klavierbank 1.000 €, das Projekt „TanzArt ostwest“ 800 €, die Oper „Die Geschichte vom Soldaten“ 600 €, Blumenschmuck für die Operngala 100 €.
Dr. Götz Ehrhardt richtete seinen Dank an alle aktiven Mitglieder. Dank auch all denjenigen, die unsere Arbeit finanziell oder mit Sachleistungen unterstützt haben. Selbstverständlich danken wir auch dem Theater, ohne das manche unserer wohlgemeinten Aktivitäten nicht realisierbar oder nicht so unterhaltend gewesen wären. Zum Schwerpunkt künftiger Arbeit erklärte er die Gewinnung von neuen Mitgliedern jüngeren Alters und die Gewinnung von Mitstreitern bei der Besetzung des Buch- und CD-Verkaufsstandes im Foyer zu den Theateraufführungen sowie für den Glühweinstand zum Adventskalender des Theaters.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Marian Kalus – Trompeter – Komponist – Konditor – Opernsänger
Das ist ein Bayer? Mit so einem Namen? Spricht auch noch deutsch! Ein Tenor ohne Pavarotti-Figur – ist von eher zartem Wuchs.
Er ist wirklich ein waschechter Bayer, auch wenn man es nicht hört, wenn er spricht, 1980 geboren in München, und dort aufgewachsen! Der Ursprung seines Namens Kalus stammt von seinen väterlichen Vorfahren aus Schlesien.
Diesen bayrischen Jung-Tenor hat es 2011 an das Theater Nordhausen verschlagen. Zum Auftakt im Da Capo präsentiert Marian Kalus dem Publikum gleich eine Probe seines Könnens mit der Arie des Paris aus der Operette „Die schöne Helena“ von Jacques Offenbach und hat damit das Publikum schon erobert. Der Abend fängt gut an.
Dann beginnen Angela Kalms und Dr.Götz Ehrhardt das Interview mit unserem Gast. Locker und frei heraus plaudert Marian aus seinem Leben. Wir erfahren, dass Marian noch drei Brüder und drei Halbschwestern hat. Sein Vater besitzt eine Firma in der IT-Branche. Seine Mutter sang in einem Kirchenchor. Als er drei Jahre alt war, nahm sie ihn mit in ein Konzert, wo er sich spontan für Trompete begeisterte. Mit Folgen! Er wollte Trompeter werden. Mit acht Jahren nahm Marian beim Kantor der Kirchgemeinde den Trompetenunterricht auf. Später wechselte er zu einem Privatlehrer. Mit 10 Jahren kam noch kurzzeitig Klavierunterricht dazu und mit 13 sang er im Erwachsenen-Kirchenchor. Auch im Stepptanz hat sich Marian probiert. Zum Fußball hatte er niemals Ambitionen – trotz Bayern München. Mit 18 war sein großes Ziel immer noch, Trompeter zu werden. Dieser Traum platzte allerdings beim Vorspielen für die Aufnahmeprüfung.
2001 bis 2003 Übergangszeit in Papas Firma – Entscheidungsfindung, wie soll es weitergehen? Zunächst mit Komponieren von Klingeltönen für Siemens, Jubiläumsmusik für den ADAC, Werbemusik für BMW. Der junge Mann entwickelt Interesse für das Komponieren von Filmmusik. Erwägt aber auch den schmackhaften Beruf des Konditors. Auf seine Bewerbung zum Studium der Filmmusik an der Musikhochschule München wurde er gar nicht erst eingeladen. Da kam ihm die glorreiche Idee, als Grundlage für die Filmmusik die Theorie und Praxis des Gesangs zu studieren. Gesangsunterricht hatte er schon länger. Also Bewerbung in Augsburg, Hauptfachprüfung im ersten Anlauf bestanden, Gesangsstudium 2003 begonnen.
An dieser Stelle des Interviews gab Marian seine zweite musikalische Einlage, am Klavier begleitet von Elena Pierini sang er das neapolitanische Lied „L’Ultima Canzone“ von Francesco Paolo Tosti – ein wahrer Ohrwurm.
Sein Gesangslehrer in Augsburg, James Taylor, soll mal gesagt haben: “Herr Kalus glaubte selbst, dass er Konzertsänger werden würde.“ Opernsänger zu werden war tatsächlich nicht sein erklärtes Ziel. Der Gesang sollte nur als Zweck dienen, um Komponist oder kirchlicher Sänger zu werden. Es sollte aber anders kommen. Wie sagt man so schön: Der Appetit kommt beim Essen. Und das Essen waren im Falle von Marian Mitwirkungen an Opernaufführungen in Augsburg, in denen er im ersten Semester in einer Hochschulproduktion der „Zauberflöte“ von Mozart die Partie des Monostatos und im dritten Semester am Theater Augsburg in „Romeo et Juliett“ von Gounod die Partie des Tybalt sang. Die Theateratmosphäre hat Marian so sehr begeistert, dass sie seinen weiteren Weg entscheidend beeinflusste. Nach dem Vordiplom in Augsburg wechselte Marian mit erneuter Aufnahmeprüfung an die Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin. Neben dem Studium in Berlin jobbte Marian in einer Berliner Musiksoftwarefirma und wirkte zehn Drehtagelang in einer Nebenrolle in dem 2008 „Oscar“-gekrönten österreichischen Film „Die Fälscher“ mit. In dem Film ging es um das größte Geldfälschungsprogramm der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges. Das Gesangsstudium beendete er 2010. Marian begann sich mit Vorsingen in Opernstudios und kleinen Häusern zu bewerben. Dabei verspürte er an den verschiedenen Häusern sehr unterschiedliche Empfindungen. Schließlich bekam er von der Künstlervermittlung der Arbeitsagentur den Tipp, dass in Nordhausen ein Tony für die „West Side Story“ gesucht wird. Als Marian in Nordhausen zum Vorsingen antreten wollte, stand sein Name nicht auf der Liste. Dumm gelaufen, die Agentur hatte versäumt, ihn anzumelden und seine Unterlagen zu versenden. Die Situation wurde aber trotzdem gerettet. Marian bekam unerwartet Gastverträge für Partien in Aufführungen, die zeitlich wesentlich vor der „West Side Story“ gespielt wurden (Beppo in „Bajazzo“ und Gherardo in „Gianni Schicchi“). Seit Sommer 2011 ist Marian Kalus festes Ensemblemitglied. Bisher spielte er den Helden in „Prinzessin Anna oder wie man einen Helden findet“, ein Musiktheater für Kinder von Jakob Vinje, den Narcisso in der Operette „Casanova“ von Paul Lincke, zurzeit den Bob Boles in der Oper „Peter Grimes“ von Benjamin Britten und demnächst den Tony in der „West Side Story“ von Leonard Bernstein, sowie im Rahmen der Thüringer Schlossfestspiele in Sondershausen den Pedrillo in dem Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Marian ist ein viel beschäftigter Tenor am Theater Nordhausen!
Seine Traumrolle hat er uns auch verraten: den Romeo in „Romeo et Juliett“ von Gounod.
Und er hat uns auch verraten, dass er eine Freundin hat, eine Geigerin, die er beim Studium kennen gelernt hat. Leider sehen sie sich nicht so oft, weil sie viele internationale Gastspiele gibt.
Nach dem Interview musste sich Marian noch sehr vielen Fragen aus dem Publikum stellen. Für das gezeigte Interesse bedankte er sich zur Verabschiedung mit dem Lied „Now sleeps the crimson petal“ von Roger Quilter. Der Förderverein Theater Nordhausen dankt Marian Kalus für den außerordentlich interessanten und schönen Abend im Da Capo und wünscht ihm noch viele Erfolge in seiner weiteren Karriere.
Bernd Illhardt
Fotos dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Internetseite unter „Galerie“.
Vorstandswahl
In der Mitgliederversammlung am 16.Mai 2011 wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:
· Dr. Götz Ehrhardt, Vorsitzender
· Wolfgang Asche, 1. stellvertretender Vorsitzender
· Lars Tietje, 2. stellvertretender Vorsitzender (satzungsgemäß)
· Uwe Ziegenbein, Schatzmeister
· Jost Rünger, Schriftführer
· Kathrin Mucke, Beisitzerin
· Dietrich Rose, Beisitzer
Nachfolgekandidatinnen sind Else Junghanns und Waltraud Hebestreit.
Zur Eröffnung der Versammlung sang Brigitte Roth, von Nivia Hillerin-Filges am Klavier begleitet, das Lied „Summertime“ von George Gershwin.
Erstmals bezog sich der Jahresbericht des Vorsitzenden Dr. Götz Ehrhardt nicht auf die Spielzeit des Theaters sondern auf das Kalenderjahr 2010. Der Förderverein hat aktuell 124 Mitglieder. Dr. Götz Ehrhardt zog eine ansehnliche Bilanz dank zahlreicher und vor allem erfolgreicher Aktivitäten des Fördervereins, wie
· die Bewirtschaftung der Kaffeestube zum Bühnenball,
· die Betreibung des Verkaufstandes im Theaterfoyer mit vorstellungsbezogener Literatur und CD’s zu allen Vorstellungen des Theaters Nordhausen und zu den Thüringer Schlossfestspielen in Sondershausen,
· die Durchführung der öffentlichen Veranstaltungen „Montags im Da Capo“ mit Joshua Farrier (2/10), Wolfgang Rauschning (3/10), Anton Leiß-Huber (4/10) und Elena Pierini (11/10),
· die Unterstützung bei der Finanzierung des internationalen Tanzfestivals „Gala TanzArt ostwest“ (Mai 2010),
· die Bewirtschaftung des Kuchenstandes zum Theaterfest am Tag des offenen Denkmals (September),
· die Mitwirkung bei der Kandidatenauswahl für den Nordhäuser Theaterpreis,
· die Bewirtschaftung des Glühweinstandes zum Adventskalender des Theaters, erstmals über die gesamte Adventszeit.
Dr. Götz Ehrhardt richtete seinen Dank an alle aktiven Mitglieder. Besonderen Dank sprach er Frau Kerstin Göpffarth aus, die er im Rahmen der Mitgliederversammlung aus dem Vorstand herzlich verabschiedete. Zum Schwerpunkt künftiger Arbeit erklärte er die Gewinnung von neuen Mitgliedern jüngeren Alters und die Gewinnung von Mitstreitern bei der Besetzung des Buch- und CD-Verkaufsstandes im Foyer zu den Theateraufführungen.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Louiza Radeva – ehemalige Tänzerin und Tanzschulleiterin
Als Einstimmung auf diesen Abend brachten 3 Schülerinnen von ca.6 Jahren einen schottischen Tanz dar. Sie wurden mit viel Beifall bedacht.
L.R., aus Sofia (BG), hat schon als Kleinkind nach jeder Musik getanzt. Ihre Mutter erkannte sehr schnell das Talent und meldete sie mit 6 Jahren im Kinderballett an. Hier gab es schon Auftritte u.a. in Jugoslawien.
Nach 3 Jahren Grundschule wechselte sie auf die einzige staatliche Ballettschule – Sofia. 200 Kinder aus dem ganzen Land bewarben sich mit Aufnahmeprüfung und 21 Mädchen sowie 12 Jungen wurden angenommen.
Der Schulalltag war hart. Neben 3-5 Std. täglich Ballett gab es den normalen Unterricht eines Gymnasiums. Jedes Jahr gab es Prüfungen und wer durchfiel, musste die Schule verlassen. L.R war immer unter den Besten und bekam auch ein Stipendium. Als Praktikum gab es für die besten Schüler Auftritte in der Oper. Mit 9 Jahren erster Auftritt. Es folgten „Dornröschen“, „Nussknacker, „Chippolino“, „Sommernachtstraum“ und viele Fernsehauftritte. Das gehört zu den schönsten Erinnerungen ihrer Schulzeit.
1983 machte sie das Abitur mit sehr gut. Von ihrem Jahrgang wurden 12 Mädchen und 9 Jungen fertig.
Bevor wir auf den weiteren Lebensweg zu sprechen kamen, gab es noch eine Balletteinlage von einem Jungen und einem Mädchen (15 Jahre alt), die den modernen Tanzstil mit dem Titel „Lady Gaga“ darboten
Auch in Bulgarien konnte man sich seine erste Arbeitsstelle nicht aussuchen. Man wurde gelenkt. L.R. musste nach Russe gehen, einem Provinztheater, mit Ballettkompanie von 50 Personen. Es arbeiteten aber aus Altersgründen nur ca. 20. Wer nicht mehr tanzen konnte, bekam trotzdem sein Gehalt. Es betrug 120 Lewa. Nach 2 Jahren wollte sie wieder nach Sofia und hatte an der Oper vorgetanzt, aber ihr Ballettchef wollte sie nicht weglassen. In den 2 Jahren in Russe konnte sie mehrere Hauptrollen tanzen, was in Sofia nicht möglich gewesen wäre u.a. „Nussknacker“, „Aida“, „Schlecht behütete Tochter“ und im Fernsehen „Die Schöne und das Biest“.
L.R. wollte sich aber unbedingt weiterbilden. Zunächst gab es Überlegungen, in die DDR zu gehen, aber es klappte nicht. Ihre Mutter bekam vom Kulturzentrum den Tipp, dass in Belgien Tänzer gesucht werden. Mit allen möglichen Tricks (Urlaub ohne Genehmigung mit anschließender Krankschreibung) kam sie nach Belgien und bekam Stückverträge. Auf der Suche nach einer Adresse traf sie eine wildfremde belgische Familie, die sie herzlich aufnahm und am liebsten adoptiert hätte. Noch heute besteht eine herzliche Freundschaft.
1990 war wieder ein Jahr der Entscheidung. Sie hätte nach Kuba oder nach Deutschland gehen können. In beide Richtungen gab es persönliche Kontakte.
Sie entschied sich letztlich für Nordhausen. Sie hatte sich hier beworben und wurde zum Vortanzen eingeladen. Mit Sack und Pack reiste sie von Belgien über Köln nach Dresden und zu Kollegen nach Döbeln. In Nordhausen tanzte sie vor und bekam einen Vertrag als Solotänzerin. Sie war etwas fülliger geworden, da sie in Belgien sehr viel von der guten Schokolade gegessen hat. Durch Training war sehr schnell die alte Figur wieder erreicht.
Im Theater Nordhausen tanzte sie zunächst unter Ballettdirektorin Frau Honti, dann Frau Wake und letztlich unter Herrn Haufe. Ihre Augen strahlen, wenn sie von den Hauptrollen spricht, die sie hier tanzen konnte wie „Schlecht behütete Tochter“, „Esmeralda“, „Dophis und Chloe“, „Philipp Glass“ und „Gershwin“
1992 heiratete sie ihren Landsmann Herrn Radev, der Chorsänger am Theater ist.
1995 kam im Juli Tochter Maria zur Welt, und bis Mai tanzte L.R. noch, was gegen alle Vorschriften war.
Mit der Geburt der Tochter wurde ihr Vertrag nicht verlängert. Das ist im Leben einer Tänzerin ein ganz entscheidender Zeitpunkt. Wenn man nicht im Theater eine Weiterbeschäftigung als Trainingsleiter, Choreograf oder Inspizient findet, muss man sich eine neue Existenz aufbauen.
Mit Unterstützung des damaligen Intendanten, Prof. Nix, konnte sie in Sondershausen bereits im Aug./ Sept. 95 eine Tanzschule eröffnen. Der Anfang war wieder nicht leicht, da es noch andere Tanzschulen gab. Mit 27 Kindern zwischen 4 bis 18 Jahren hat sie begonnen und heute sind es ca. 80 Kinder. Wenn aus den Dörfern und Städten der Umgebung Anfragen kamen, ist sie hingefahren und hat unterrichtet.
Schließlich, 2006, war es auch in Nordhausen soweit, denn die Nachfrage wurde immer größer und so eröffnete sie die Tanzschule in der Behringstraße. Heute tanzen hier 80 bis 90 Kinder, darunter drei Jungen im klassischen Stil sowie Step und Street-Dance.
Höhepunkt eines Jahres ist das große Bühnenprogramm, das im Theater Nordhausen und im Haus der Kunst Sondershausen aufgeführt wird. Frau Radeva verriet uns, welch immense Arbeit darin steckt. Die einzelnen Tänze werden das ganze Jahr einstudiert. Die Kostüme werden teils selbst geschneidert, teils aus dem Fundus genommen. Ganz wichtig ist die Mithilfe der Muttis sowie der Technik des Theaters. Frau R. sitzt bereits an der Choreografie des Programms von 2012.
Die Antwort auf eine der am Schluss des Gesprächs gestellten Fragen nach ihrem schönsten Kindheitserlebnis war: die Aufnahme in die Ballettschule.
Heute könnte man L.R. auf einem Golfplatz antreffen. In der Kindheit und Jugend war jede Art von Sport wegen der Verletzungsgefahr verboten. Es gab nur Tanzen.
Dr. Götz Ehrhardt
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MONTAGS IM DA CAPO
Volles Haus mit Marvin Scott
Der Abend wird mit einem musikalischen Leckerbissen eröffnet. Zur Überraschung des Publikums singt unser heutiger Gast Marvin Scott unter der Begleitung von Annette Franzke am Klavier das Lied „Не пой, красавица, при мне“ (Oh, never sing to me again) von S. Rachmaninov (einem seiner Lieblingskomponisten) auf Russisch und erntet dafür wahre Beifallsstürme. Danach geht es gleich in medias res.
Stattliche Figur – nicht zu übersehen
Gewaltige Stimme – nicht zu überhören
Das ist Marvin Scott, ein junger Mann mit Ausstrahlung und Anziehung, geboren in New York (Brooklyn), seit August 2009 als Tenor im Opernchor am Theater Nordhausen. Da muss viel dazwischen liegen, zwischen New York und Nordhausen, nicht nur der Atlantik – einiges davon entlocken Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt dem in deutsch-englisch sprudelnden US-Amerikaner, dem das Herz dabei auf der Zunge zu liegen scheint. Er antwortet spontan und gewinnt im Nu die Zuneigung des Publikums. Nur einmal weicht er aus, auf die Frage nach seinem Alter. So wie sie gestellt wurde, konnte man annehmen, dass sie von einem seiner Chorkollegen oder einem Mitarbeiter des Hauses gestellt wurde. Seine Antwort: “Ich bin alt genug – und ich genieße jeden Tag.“ Gesagt mit einem XXL-Lächeln.
Aufgewachsen ist Marvin Scott auf Long Island. Seine Eltern stammen aus Jamaika, der Vater ist gelernter Tischler, seine Mutter arbeitete als Krankenschwester – heute sind beide Rentner. Marvin hat noch eine Schwester und drei Brüder. In der Familie wurde viel gesungen. Der Vater war sehr kunstinteressiert, hat viele Musikfilme z.B. mit Mario Lanza und Enrico Caruso gesehen. Er wollte immer, dass seine Kinder das Abitur machen, damit sie eine gute Grundlage für ihre Laufbahn danach haben. Die Tochter wurde nach dem Vorbild der Mutter Krankenschwester. Der jüngste Sohn ist Kunstmaler, der zweite spielt mit einer Band Pop- und Reggaemusik. Und Marvin? Er behauptet von sich, dass er von seinem Vater das Theatralische hat.
Auf Long Island besuchte Marvin das Gymnasium bis zum Abitur. Musik und Gesang waren schon von früh an seine Hobbys, seit der 2. Klasse sang er im Schulchor, mit 14 Jahren war er in einem Gospelchor. In der 11. und 12. Klasse hatte er bereits Gesangsunterricht. Nach dem Abitur ging er an die Universität Indianapolis im mittleren Westen, um Musiklehrer zu werden. Aber die Universität war viel zu teuer. Da hatte er ein Schlüsselerlebnis. Im Radio lief eine Sendung mit Musik nach Hörerwünschen. Marvin wünschte sich „Vier letzte Lieder“ von Richard Strauss – beim Hören standen ihm Tränen in den Augen. Damit stand für ihn fest, Opernsänger zu werden. Er wechselte an die Catholic University of America in Washington DC, wo er eine Förderung für Hochbegabte erhielt. Während der Ausbildung wirkte er in den von der Universität inszenierten Aufführungen (je zwei Aufführungen/Semester) wie Opern, Musicals, Schauspiel oder Operetten mit, mal mit Orchester, mal nur mit Klavier. Gesungen wurde alles, auch ungeliebte Partien – nach dem Motto: Nutze die Chance, denn du musst essen! Außerdem hat er in der Studienzeit mit Freunden im Opernchor in Washington unter Placido Domingo als Intendant und künstlerischer Leiter gesungen, hat dabei viele Opern kennen gelernt und wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Im Jahr 2000 hat Marvin den Hochschulabschluss erworben. Zuvor war Marvin 1999 zum ersten Mal in Deutschland, wo er an einem Sprachkurs des Goethe-Institutes in Rosenheim erste mehr oder weniger erfolgreiche Versuche unternahm, die deutsche Sprache zu erlernen. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Marvin nach dem Studium mit Tourneetheater und Sommerfestspielen. Es folgten mehrere Aufenthalte in Deutschland und in Perugia in Italien, wo er italienisch lernte. 2005 kam er mit den „Three Mo Tenors“ zu einem Gastspiel nach Frankfurt/Main. 2008 kam er dann endgültig nach Deutschland. Um sein großes Ziel, als lyrischer Tenor engagiert zu werden, zu erreichen, sagten ihm die Agenturen, dass er erst noch besser Deutsch sprechen lernen muss – am besten in einem Chor. Im Frühjahr 2009 sang Marvin in Erfurt, Frankfurt/Main und Nordhausen vor – in Nordhausen hat es mit einem Engagement im Opernchor geklappt. In den Inszenierungen „Mein Freund Bunbury“ und „Jekyll & Hyde“ hat Marvin in Nordhausen auch schon solistische Aufgaben übernommen. Weitere stehen im Musical „Crazy for you“ (Premiere am 1. April 2011) und in „Rock meets Classic“ am 27. August auf dem Kyffhäuser bevor.
Von den berühmten schnellen Fragen und Antworten am Ende eines jeden Interviews im Da Capo soll diesmal stellvertretend nur eine genannt werden: Was mögen Sie überhaupt nicht? Marvins Antwort: Wandern im Winter!
Zur Interview-Halbzeit hatte Marvin in sehr emotionaler Darbietung den Gospelsong „Watch and Pray“ (Bleib aufmerksam und bete) gesungen. Zum Abschluss schmetterte er mit Furore „Ein Lied geht um die Welt“ ins Da Capo, dass man Gänsehaut bekam. Das Publikum war begeistert. Zitat Dr. Ehrhardt: “Der Beifall zeigt, die Massen sind begeistert – bitte eine Zugabe.“ Als Zugabe folgte prompt der Song „Without a Song“ aus dem Musical „Great Day“ von Vincent Youmanns. Das war die Krönung. Thank You very much, Marvin.
Bernd Illhardt
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MONTAGS IM DA CAPO
Kolja Hosemann – Pianist, Dirigent, Sänger
Kolja Hosemann, der Hamburger vom Niederrhrein wollte schon mit neun Jahren Dirigent werden. Jetzt ist er 34 Jahre jung und hat seit der Spielzeit 2010/2011 ein erstes Engagement als Kapellmeister und Studienleiter am Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Also Ziel schon erreicht ? – mitnichten, der Mann weiß, was er kann, er hat gesunden Ehrgeiz und will mehr.
K.H. entstammt einem eher durchschnittlich an Musik interessiertem Elternhaus, Vater und Mutter sind selbst nicht musikalisch aktiv. Das macht es dem Jüngsten der Familie nicht gerade leicht, wenn er sich beruflich der Musik hinwenden will, die beiden älteren Geschwister bereits künstlerische Berufe ausüben – sein Bruder ist Schauspieler, seine Schwester ist freischaffende Fotografin – und der Vater als Unternehmensberater seine letzten Hoffnungen für die Karriere eines seiner Kinder in der Wirtschaft auf ihn setzt. Vergebens. Der Umzug der Familie vom Niederrhein in die Weltstadt Hamburg hat die Interessen des jungen Kolja nur befördert. Das reichhaltige kulturelle Leben in Hamburg hatte nachhaltigen Einfluss auf die musische Entwicklung von Kolja. Er lernte Klavier- und Geigespielen (mit 15 Jahren relativ spät), sang im Chor der Michaeliskirche (Hamburger Michel), u.a. in den Aufführungen „Matthäus-Passion“ und „Weihnachtsoratorium“, erlebte Auftritte großer Tenöre wie Domingo und Pavarotti.
K.H. ist in Hamburg-Blankenese aufgewachsen. Er fühlt sich als Hamburger, obwohl er die Lebensart der Menschen am Niederrhein als freier und lockerer empfand, als die der Hamburger. Die halten sich nämlich beim Baden an den Elbufern ein Handtuch vor ihr bestes Stück und man muss vorher anrufen, wenn man mal zu Besuch kommen möchte! Natürlich ist er als Hamburger ein echter Fan vom FC St. Pauli. Heute empfindet er es als Manko, dass er in seinem Leben leider niemals selbst Fußball gespielt hat. Und er bedauert, dass er sich in der Schule niemals geprügelt hat. Vielleicht besser so, denn was hätte dabei mit seinen Fingern alles passieren können und es wäre aus gewesen mit Klavierspielen.
1995 hat K.H. das Abitur abgelegt. Danach leistete er Zivildienst in einem Kinderkrankenhaus, wo er ein behindertes zehnjähriges Mädchen betreute.
Noch im gleichen Jahr begann K.H. sein Klavierstudium in der Meisterklasse an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Das dauerte bis 2001. Seine Lehrerin war die berühmte Eliza Hansen. Parallel dazu nahm K.H. Unterricht im Dirigieren bei Martin Fischer-Dieskau in Bremen. Dieser wiederum gab ihm die Empfehlung, zusätzlich noch Gesang zu studieren, was er ab 2002 dann auch bei James Wagner und Hanna Schwarz tat. Ebenfalls ab 2002 setzte er sein Dirigierstudium an der Hamburger Hochschule bei Professor Christof Prick fort.
Die Hochschule in Hamburg hat ein eigenes Opernhaus, in dem von den Studierenden pro Semester acht Produktionen gemacht werden. K.H. war an solchen Produktionen mehr als Dirigent oder musikalischer Assistent beteiligt, z. B. an „Alcina“ von Händel und „Der Barbier von Sevilla“ von Paisiello. Als Student arbeitete er 1998 auch an der Hamburger Staatsoper bereits als Assistent unter dem GMD Ingo Metzmacher und dem Regisseur Peter Konwitschny (Zitat K.H.:“ein ausgezeichneter Lehrer!“), z. B. „Lohengrin“ von Wagner und „Don Carlos“ von Verdi.
Seinen Berufseinstieg hatte K.H. als Sänger (Solist) am Theater Vorpommern in Greifswald und Stralsund. Er bezeichnet sich selbst als einen lyrischen Tenor mit Vorlieben für Mozart und Operetten.
Danach war K.H. als Sänger und Korrepetitor am Theater Osnabrück engagiert.
Seit August 2010 ist er nun in Nordhausen/Sondershausen. Mit Frau und Tochter (17 Monate) ist er gekommen. Seine Frau ist Spanierin und Sängerin. Zitat K.H.: „Wie die meisten Dirigenten habe auch ich eine Sängerin als Frau abbekommen.“ Sie haben sich an der Hochschule in Hamburg kennen gelernt.
Inzwischen hat er genügend Eindrücke von seinem neuen Arbeits- und Wohnumfeld gewonnen, um heute sowohl darüber als auch über seinen bisherigen Werdegang vor dem interessierten Publikum im Theaterrestaurant „Da Capo“ reden zu können. Der Vorsitzende des Theaterfördervereins Dr. Götz Ehrhardt und Verwaltungsdirektorin Angela Kalms holen im Interview das bis hierher Geschriebene und das, was noch folgt, aus ihm heraus. K.H. produziert sich im wahrsten Sinne des Wortes, gibt alles, gewinnt mit seiner Art, sich zu äußern und sich zu geben, in Windeseile die Herzen des Publikums. Schon seine Erscheinung – jung, groß, schlank, gut aussehend – fasziniert. Dann seine Ausstrahlung, seine Präsentation –redegewandt, gestenreich, vertrauensvoll, ehrlich überzeugend.
K.H. kam heute nicht allein, er hat als seinen Gast und dem Publikum zur Freude vom Opernchor den Tenor Marvin Scott mitgebracht. Beide begrüßen und erfreuen das Publikum mit ihrer Kunst mit der Arie des Lyonel „Ach so fromm, ach so traut (Martha, Martha, du entschwandest)“ aus der Oper „Martha“ von Flotow. Das Publikum ist bestens eingestimmt.
Zur Halbzeit gibt K.H. ein Solo am Klavier mit Gesang – eine praktische Übung über die Proben eines Stückes mit Gesang am Beispiel von Passagen aus „Figaros Hochzeit“, wobei das Klavier die Rolle des Orchesters übernimmt. Einfach hinreißend, wie er das gemacht hat, mit beeindruckendem Spiel und Gesang.
Auf die Frage, wie es ihm denn in Nordhausen gefalle, zögert K.H. nicht, das schöne Theater, das Ensemble und die Nordhäuser zu preisen, die Menschen sind hier noch zum Wohlfühlen menschlich. Gerade hat er eine wunderschöne Wohnung bezogen, für die ihm das vom Förderverein überreichte Präsent (eine gerahmte künstlerische Darstellung des Theaters Nordhausen) sehr willkommen ist.
Die ersten von ihm in Nordhausen betreuten Einstudierungen waren die Operngala, „Eugen Onegin“, „Gräfin Mariza“. Das erste Dirigat mit dem Loh-Orchester hatte K.H. in der Inszenierung „Drunter und Drüber“. Beteiligt ist er an den bevorstehenden Produktionen „Der Bajazzo/Gianni Schicchi“ von Leoncavallo/Puccini und dem Musical „CRAZY FOR YOU“ von Gershwin. Das Faschingskonzert mit dem Loh-Orchester und der Bigband des Carl-Schroeder-Konservatoriums Sondershausen sowie das Kinderkonzert „Peter und der Wolf“ (Sergej Prokofjew) werden von ihm dirigiert.
Seine Zukunft sieht K.H. im Dirigieren – der Gesang gilt für ihn als abgeschlossen, war ihm aber sehr wichtig für die Entwicklung seines Feelings als Dirigent gegenüber Gesangssolisten auf der Bühne. Sein Wunsch wäre es, einmal „Hänsel und Gretel“ zu dirigieren. Lieblingskomponist ist Beethoven.
Krönender Abschluss des Abends im Da Capo war der Vortrag der Arie „Una furtiva lagrima (Heimlich aus ihrem Auge)“ aus der Oper „Der Liebestrank“ von Donizetti, gesungen von Marvin Scott, am Klavier begleitet von Kolja Hosemann. Herzlichen Dank für den wunderbaren Abend.
Bernd Illhardt
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MONTAGS IM DA CAPO
Dirigierende Florentinerin liebt Pasta
Montagabend, ein trotz miserablen Wetters gut besuchtes „Da Capo“ mit erwartungsvollen Gästen, die für ihr Kommen reichlich belohnt wurden – mit Informationen und Anekdoten aus dem künstlerischen Werdegang von Elena Pierini, der neuen Chordirektorin am Theater Nordhausen und Kapellmeisterin beim Loh-Orchester Sondershausen und mit musikalischen Einlagen des Opernchores vom Theater Nordhausen. Zur Begrüßung sang der Opernchor unter dem Dirigat von Elena Pierini vorab aus dem Programm des diesjährigen Weihnachtskonzertes das Lied „Candlelight Carol“ von John Rutter, ein bemerkenswert schönes Lied zur Weihnacht. Danach ging’s zur Sache, Elena Pierini. Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt befragten sie, so wie wir das von ihnen gewöhnt sind, professionell, tiefgründig – wollten alles wissen. Und Elena Pierini antwortete spontan, hemmungslos auf alles – in deutsch!
Elena Pierini wurde als Tochter einer amerikanischen Klavierprofessorin und eines italienischen Malers in Florenz geboren. Musischer konnte das Elternhaus gar nicht sein. So kam es, dass sie bereits mit fünf Jahren Klavierspielen zu lernen begann. Dazu bemerkte sie, dass es große Unterschiede in der Technik des Klavierspielens (italienisch und russisch) gibt. Auf die Frage welche Technik sie anwende, antwortete sie – dazwischen. Ihren ersten öffentlichen (unsichtbaren) Auftritt hatte sie ebenfalls mit fünf, als sie ihrer Mama beim Orgeldiplom assistierte, indem sie eines der Fußpedale der Orgel bediente.
Mit sechs Jahren begann Elena Pierini ein zweites Instrument zu spielen – sie quälte sich, wie sie selbst sagte, zwei Jahre mit der Geige und ihren zu kleinen Fingern. Also zurück zum Klavier.
Als Elena acht Jahre alt war, gründete ihre Mama einen Kinderchor und Elena wurde natürlich Mitglied dieses Chores. Ihre Mama verfolgte damit eine ganz bestimmte Absicht, nämlich ihrem Kind und den anderen Kindern nicht nur den Chorgesang sondern auch das Drum und Dran, ohne das ein Chor nicht funktioniert, wie Verantwortungsbewusstsein, Disziplin, Respekt und soziales Verhalten zu vermitteln. Mit dem Kinderchor durfte Elena bereits an Theateraufführungen in Florenz und im europäischen Ausland mitwirken.
Mit elf Jahren unternahm Elena einen erneuten Versuch für das Studium eines zweiten Instrumentes, zur Überraschung für ihre Mama wählte sie das Schlagzeug. Mit 21 Jahren hatte sie das Diplom für Klavier und für Schlagzeug in der Tasche. Zu diesem Zeitpunkt reifte in ihr der Entschluss, statt selbst als Solistin lieber mit Sängern, z.B. mit Chören zu arbeiten, d.h. Chöre auf ihre Auftritte komplett vorzubereiten, mit allem, was dazu gehört.
Ihr Rüstzeug dazu holte sich Elena in den USA. 1997 bekam sie ein sechswöchiges Praktikum in New York und gleich im Anschluss daran den damit verbundenen Job. Um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, musste sie Nebenjobs ausüben, Vorbereitung von weiteren vier Chören im Großraum von New York (Harlem, Brooklyn u.a.). Dazu musste sie Fahrzeiten bis zu sechs Stunden in Kauf nehmen. Gleichzeitig versuchte sie dreimal erfolglos einen Studienplatz für Dirigieren in New York zu bekommen. Nach zwei Jahren in New York ging sie nach Miami, wo ihr das Klima und das Flair besonders gut gefielen. Auf Vermittlung ihrer Mama bekam sie in Miami die Chance, Dirigieren zu studieren. Nach drei Jahren hat sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Nur einen Job hatte sie nicht. Den bekam sie 2003 nach vielen Telefonaten in Ohio. Mit einem Cabrio fuhr sie ahnungslos aber hoffnungsvoll vom sonnigen Miami ins kalte, vom Industriesmog geschwängerten, am umweltgeschädigten, pechschwarzen Ohio River gelegenen Stadt Ohio. Sie gewann sehr bald den Eindruck, dass auch mit den Menschen hier was nicht stimmte, die waren auch umweltgeschädigt. Elena konnte und wollte sich an diese Arbeitsbedingungen überhaupt nicht gewöhnen und kehrte Ohio nach elf Monaten wieder den Rücken und ging nach Sarasota, wo sie bis 2007 arbeitete.
Nun nahm sie wieder Europa ins Visier. Burgas in Bulgarien war die erste Station. Hier belegte sie Sommerkurse als Orchesterleiterin. 2008 entschied sich Elena nach Deutschland zu gehen. Sie wusste von der großen Theaterlandschaft in Deutschland und versprach sich gute Chancen darin einzutauchen. Ein gewagter Schritt, denn sie sprach kein Wort Deutsch – kaum zu glauben, wenn man sie heute deutsch sprechen hört – Kompliment!
Zunächst wirkte Elena als Korrepetitorin am Theater in Münster. Von dort wurde sie mit einem Angebot ans Aalto-Musiktheater Essen geholt. Das große Haus in Essen hat sie fasziniert und hat bei ihr Erwartungen geschürt. Dennoch setzte Elena wohl noch größere Erwartungen in die Stellenausschreibung der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH, indem sie sich dafür bewarb und ab der Spielzeit 2010/2011 als Chordirektorin und Kapellmeisterin engagiert wurde. Dabei hatte sie anfangs gar keine genaue Vorstellung von der geographischen Lage von Nordhausen – so etwa neben Leipzig. Heute verkündet sie mit Überzeugung: hier ist die Atmosphäre gut, das findet man nicht oft. Ihre bisherigen Projekte in Nordhausen waren die Übernahmen aus der vorangegangenen Spielzeit „Jekyll & Hyde“, „Wildschütz“ und die Neuinszenierung „Eugen Onegin“. Die nächsten Projekte sind „Gräfin Mariza“, Das Weihnachtskonzert mit dem Loh-Orchester und „Der Bajazzo / Gianni Schicchi“. Da ist auch was von ihrem Lieblingskomponisten Puccini dabei.
Wir haben heute eine Frau kennen gelernt, die ihre Arbeit liebt und sich mit Vehemenz in ihre Arbeit rein kniet. Sie hat damit unsere Erwartungshaltung an sie sehr hochgeschraubt. Wir wünschen Elena Pierini, auch in unserem Sinne, viel Erfolg mit dem Opernchor Nordhausen und dem Loh-Orchester Sondershausen.
Last but not least : vielen Dank für die musikalischen Kostproben des Opernchores an diesem Abend – unter Begleitung von Johannes Merkle am Klavier bekamen wir zwischendurch und zum Abschied noch den „Din, Don-Chor“ aus dem „Bajazzo“ von Leoncavallo und das Lied zur Weihnacht „The Twelve Days Of Christmas“ von John Rutter zu hören – wunderbar.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Wagner statt Rossini
Ein vom Februar verschobenes Gespräch mit dem amerikanischen Tenor Joshua Farrier begann mit “Sweet melody of night“, einem Lied des deutschen Komponisten Erich Wolfgang Korngold, der in die USA emigrierte und hier ein berühmter Komponist für Filmmusiken war.
J.F. stammt aus einer Handwerkerfamilie in Decatur/Illinois. Schon als Kleinkind interessierte er sich für klassische Musik. Er besaß einen Kinderplattenspieler. Mutter wollte, dass er Gesangstunden nimmt. Die Nachbarin gab ihm aber Klavierstunden. In der 12 Klassenschule sang er im Chor. Er lernte Austauschstudenten in der Highschool kennen, die ihn anregten, auch so einen Austausch zu machen. Im letzten Schuljahr ergab sich über den Rotary Club die Möglichkeit eines kostenlosen Austausches nach Belgien. Ziel war, französisch zu lernen.
Durch Zufall nahm er an einem Vorsingen in Brüssel teil und wurde jüngster Student am königlichen Konservatorium bei Jules Bastin. Hier hat er sehr viel gelernt. Jetzt war ihm klar, dass er Sänger werden wollte.
Als musikalische Unterbrechung sang uns J.F. das französische Lied „Apres un Reve“
Zurück in den USA begann J.F. ein Studium an der University of Illinois, ein Jahr später Wechsel nach Cleveland/Ohio bis 1995 mit Abschluss Bachelor of Music.
Als „Rossini-Tenor“ ging er nach Kansas City an die Universität. Hier erkannte man, dass er kein Rossini-Tenor ist. Das Musikstudium mit viel Theorie interessierte J.F. nicht mehr. Er wechselte zum Französisch-Studium mit Magisterabschluss, studierte aber auch weiter Gesang. Hier hat er auch eine Doktorarbeit begonnen, die er 2007 abschloss.
2003 kam J.F. nach Deutschland. Das Vorsingen als Solist klappte nicht, aber er bekam eine Stelle im Chor in Pforzheim, die er 2007 kündigte. Er lernte Deutsch und wie deutsches Theater funktioniert. Die arbeitslose Zeit überbrückte er. Er war ausgebildeter Gesangspädagoge und gab Unterricht.
Im Februar 2009 hat das Vorsingen ihm einen 2-Jahresvertrag gebracht. Ein festes Engagement bedeutet für einen Ausländer, insbesondere für Amerikaner sehr viel.
Zum Abschluss des Abends sang er „Winterstürme“ von R. Wagner, eine Musik, die seiner Stimme entspricht. R. Wagner gehört daher auch zu seinen Lieblingskomponisten.
Dr. Götz Ehrhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Ein Bayer, der alles zu Ende bringt
„Junge, was du anfängst, musst du auch zu Ende bringen“, so hat wohl sein Vater zu ihm gesprochen und diesen Rat hat Anton Leiß-Huber zu seinem Motto gemacht. Seine Wiege stand in Altötting, im tiefsten Bayern. Seine Verbundenheit mit Bayern ist nicht zu übersehen, nicht zu überhören. Während des Gesprächs mit Angela Kalms und Dr. Götz Erhardt gewinnt man die Überzeugung, dass diese Verbundenheit Ausdruck seiner Verwurzelung mit Bayern ist – eine Verbundenheit, die in seinen dreißig Lebensjahren ständig gewachsen ist und wohl niemals abnehmen, dafür aber eher zunehmen wird.
Der Reihe nach. 1980 geboren – Vater betreibt eine Eisenwarenhandlung – Mutter ist Holzbildhauerin und Kunstlehrerin – älterer Bruder arbeitet mit im Familienunternehmen – Großmutter mütterlicherseits stammt aus Ellrich im Südharz.
Kindheit und Jugendzeit – Ganztagskindergarten mit täglich wechselndem Nachmittags„unterricht“ (z.B. Blockflöte) – Grundschule in einem Nachbarort - Freizeit als Pfadfinder – Oma schenkt Klavier (ein Schlüsselerlebnis) - Gymnasium in Altötting mit zwischenzeitlichem Schüleraustausch (vier Monate Australien, einen Monat USA) - nach dem Abitur: Bundeswehr
Anton Leiß-Huber wollte schon immer Schauspieler werden. Dieser Leidenschaft hat er in seiner Kindheit vom Kindergarten an bis zum Gymnasium gefrönt. Zunächst nahm er aber in München das Studium der Volkswirtschaft auf. Wohlmeinende Berater empfahlen ihm aber bald auf Grund seiner musischen Veranlagung doch lieber ins Musikfach zu wechseln. Zu unserer heutigen Freude begann er darauf am Münchner Konservatorium ein Gesangsstudium, das er 2007 mit dem Gesangsdiplom und mit einer Diplomarbeit zum Thema „Operette“ abschloss. So ganz nebenbei hat er mit geschickter Planung und diplomatischer Beeinflussung seiner Musiklehrer Schauspiel studiert und 2006 das Schauspieldiplom erhalten.
Im Rahmen des Gesangsstudiums hatte Anton Leiß-Huber Gelegenheit, an Produktionen der Theaterakademie im Prinzregententheater wie „Die Pilger von Mekka“ (Gluck), „Eugen Onegin“ (Tschaikowski) und „Figaros Hochzeit“ (Mozart) mitzuwirken, jeweils mit namhaften Orchestern und Dirigenten. Mit den „Pilgern von Mekka“ wurden darüber hinaus Gastspiele in anderen bayrischen Städten gegeben.
Nach dem Abschluss seines Gesangsstudiums absolvierte Anton Leiß-Huber ein Aufbaustudium im Fach Operette bei d e m Operettenexperten Wolfgang Dosch in Wien.
Seine erstes Engagement hatte Anton Leiß-Huber bei den Schlossfestspielen in Sondershausen 2009 mit der Paraderolle des Oberkellners Leopold „Im Weißen Rössl“ von Benatzky. Die Inszenierung war inklusive seiner Darbietung ein voller Erfolg. Danach hielt er den Kontakt mit dem Intendanten des Theaters Nordhausen, Lars Tietje, aufrecht und hatte damit Erfolg: seit August 2009 hat Anton Leiß-Huber ein festes Engagement mit dem Theater Nordhausen. Seine ersten Rollen hatte er in den Musicals „On The Town“ (Bernstein) und „Mein Freund Bunbury“ (Natschinski). Aktuell spielt und singt er den Utterson im Musical „Jekyll & Hyde“ (Frank Wildhorn). Als nächstes Projekt stehen für ihn die diesjährigen Thüringer Schlossfestspiele in Sondershausen mit der „Zauberflöte“ (Mozart) vor der Tür.
Man könnte glauben Anton Leiß-Huber ist mit seinen Verpflichtungen am Theater voll ausgelastet. Weit gefehlt – er hat noch ein zweites Standbein beim Bayrischen Rundfunk in München. Dort schreibt und spricht er im deftigsten bayrisch mit Hingabe für die Hörspielserie „Bayrische Miniaturen“. Zwei Kostproben bekamen wir heute zu hören: „Das Foto von Constanze Mozart“ und „Max Hansen, der größte Star der Weimarer Republik“ (...der erste Oberkellner Leopold "Im Weißen Rössl“).
Anton Leiß-Huber hält sich gern in München auf, er hat dort eine Wohnung und einen großen Freundeskreis. Bayern München-Fan ist er auch, und Katholik. Eine eigene Familie hat er noch nicht. Er möchte gern mal den Adam im „Vogelhändler“ (Zeller) spielen und er isst gern Fleisch, am liebsten blutiges Steak.
Die Gäste im Da Capo erfreute er heute Abend mit den Schubert-Liedern „Frühlingslied“, „Frühlingsglaube“ und „Lachen und Weinen“, Begleitung am Klavier: Chordirektor und zweiter Kapellmeister Daniel Mayr.
Vielen Dank für den kurzweiligen Abend und alles Gute für die Zeit in Nordhausen.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Immer wieder Dornröschen
Paul Zeplichal, der neue Assistent der Ballettdirektorin und Trainingsleiter des Theaters Nordhausen, stellte sich im Da Capo den Fragen von Angela Kalms und Dr. Götz Ehrhardt. Um es voraus zu schicken – es war ein sehr kurzweiliger Abend. Paul Zeplichal, ein gut aussehender, überaus sympathisch wirkender junger Mann, faszinierte das Publikum mit seinem Wiener Charme und seinen mit sprühender Begeisterung vorgetragenen Erzählungen aus seinem Tänzerleben. Für die Interviewer ein leichtes Spiel, ein Selbstläufer.
Paul Zeplichal wurde 1983 in Wien geboren. Seine Eltern waren im Bibliothekswesen beschäftigt. Als kulturell vielseitig Interessierte besuchten sie oft die Wiener Staatsoper. Er bezeichnet sich selbst als Sandwichkind, er hat eine ältere und eine jüngere Schwester. Beide Schwestern sind Bibliothekarinnen. Als 7-jähriger war Paul Zeplichal mit seiner Mama zum ersten Mal in der Wiener Staatsoper. Die Aufführung des Balletts „Dornröschen“ war für ihn das Schlüsselerlebnis mit so nachhaltiger Wirkung, dass ihn Mama daraufhin an eine Wiener Ballettschule schickte. Unter 20 Mädels fühlte sich Paul als einzigster Junge dort auch sehr wohl. Nach einem Jahr bewarb sich Paul auf Empfehlung seiner Lehrerin an der Ballettschule der Wiener Staatsoper, bestand die Aufnahmeprüfung und erhielt zehn Jahre lang Ballettausbildung. Während dieser Zeit wirkte Paul an über 300 Vorstellungen (auch Opern) mit und hatte dabei sehr viele Kontakte mit Weltstars wie Carreras, Domingo, Pavarotti u.a.. Seine erste Vorstellung an der Wiener Staatsoper war eine Rolle im Ballett „Dornröschen“, noch nicht die Prinzenrolle. In den Sommerferien besuchte er als 14-jähriger einen Ballett-Sommerkurs in Budapest, als 15/16-jähriger in Monte Carlo. Parallel zur Ballettausbildung legte er mit 18 Jahren das Abitur ab.
Im Mai 1991 bewarb sich Paul Zeplichal erfolgreich um eine 2-jährige Ausbildung an der Waganowa-Akademie in Leningrad (ohne ein Wort Russisch zu können). Beim Antritt seines Kurses ein paar Monate später war aus Leningrad inzwischen wieder St. Petersburg geworden. Zu Beginn des Kurses sah er in einem der vielen Ballettsäle die Tänzerin Julia, bei deren Anblick er sofort davon überzeugt war – die wird meine Frau. Heute sind sie beide seit 18 Jahren zusammen und seit 15 Jahren verheiratet. Für den erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung in St. Petersburg hat er ein Staatsdiplom erhalten. Und er hat perfekt Russisch gelernt. An die Ausbildung schlossen sich noch drei Jahre Arbeit am St. Petersburger Staatsballett, einer Ballettkompanie mit 70 Tänzern, inklusive Tourneen nach Taiwan, Korea u.a. an. Danach zog es ihn wieder in den deutschen Sprachbereich, um die „deutsche Sprache nicht zu verlernen“. Und auch , um mal etwas anderes zu tanzen, denn die Touristen wollen in St. Petersburg immer nur „Schwanensee“ oder „Giselle“ sehen.
Der Tipp eines Freundes verschlug ihn mit seiner Frau nach Magdeburg, von 1996-2006. In dieser Zeit wurde ihr beider Sohn Hugo geboren. Von Magdeburg sind ihm insbesondere die angenehmen kollegialen Verhältnisse und sozialen Bedingungen (Kindbetreuung) in guter Erinnerung geblieben.
Die letzten drei Jahre arbeitete Paul Zeplichal mit der Tanzkompanie in Gießen. Das war eine sehr intensive Arbeit, immerhin 24 Produktionen in drei Jahren. Highlights für ihn waren der „Romeo“ und der „Faust“. Im Rahmen des Internationalen Tanztheater-Festivals TanzArt ostwest 2009 kam es mit dieser Kompanie auch zu einem Gastspiel am Theater Nordhausen, sein erster Kontakt mit Nordhausen. Nicht ohne Folgen.
Es war Paul Zeplichal immer bewusst, dass (s)eine Tänzerkarriere zeitlich enger begrenzt ist als andere Künstlerkarrieren. Als ihm bekannt wurde, dass in Nordhausen die Stelle des Assistenten der Ballettdirektorin vakant war, reifte in ihm der Entschluss, seine 18-jährige Karriere als Tänzer zu beenden, aber der Sparte als Berater und Trainer, der auch noch in der Lage ist, seine Auffassung vom Tanz selbst vorzutanzen, treu zu bleiben. Seit Beginn der Spielzeit 2009/2010 ist er mit seiner Familie Bürger von Nordhausen und Assistent der Ballettdirektorin am Theater Nordhausen. Das ist für ihn eine völlig neue Funktion, für die er aber sehr viel Erfahrung und Selbstvertrauen mitbringt. Herzlich willkommen und viel Erfolg, Paul Zeplichal! Und was erwartet ihn in Nordhausen als erstes? – „Dornröschen“! Als nächstes wird es 2010 unter seiner Choreographie eine Szene mit dem Chor in der Oper „Der Wildschütz“ geben. Wir sind gespannt.
Paul Zeplichal verriet uns noch, dass seine Lieblingsspeise Kaiserschmarren sind, wie könnte das auch anders sein, bei der Herkunft. Ansonsten steht in seiner Familie die mediterrane Küche auf der Speisekarte. Dem anwesenden Publikum bot er an diesem Abend noch einen Genuss der besonderen Art – ein Video von einer eigens ihm auf den Leib geschriebenen Choreographie – ein Solo zum „Künstlerleben“ von Johann Strauss. Ein wahres Furioso von akrobatischen Sprüngen der Extraklasse. Danke, das war Extraklasse!
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Einstand mit Tschaikowski
Am 16. Oktober 2009 feierte Alexander Stessin mit der musikalischen Leitung des Balletts „Dornröschen“ von Peter Tschaikowski am Theater Nordhausen einen traumhaften Einstand. Die Thüringer Allgemeine vergab in ihrem Feuilleton der Aufführung vier Sterne.
Dr. Götz Ehrhardt und Angela Kalms gratulierten zu Beginn des Abends im Da Capo dem neuen 1. Kapellmeister des Loh-Orchesters zu der gefeierten Premiere, bevor sie in bewährter Manier in das Interview mit Alexander Stessin einstiegen. Zuvor spielte Alexander Stessin zur Begrüßung des Publikums am Klavier das Stück „August“ aus dem Zyklus "Jahreszeiten" von Peter Tschaikowski.
Alexander Stessin wurde 1970 in Moskau geboren. Musikalische Inspirationen erhielt er in seiner Kindheit von seiner Oma. Mit sechs Jahren bekam er seinen ersten Klavierunterricht. In seiner Schulzeit besuchte Alexander Stessin 2-3 mal in der Woche am Nachmittag die Kindermusikschule in Moskau. Seinen ersten großen Auftritt hatte er in der 3. Klasse im Rahmen des Jahreskonzertes der Kindermusikschule im großen Saal des Moskauer Konservatoriums vor 2000 Besuchern. Es war für ihn eine große Ehre, an diesem besonderen Ort, vor so vielen Besuchern auf einem Steinway spielen zu dürfen.
Von der 8. Klasse an bis zum Abitur besuchte Alexander Stessin eine Spezialmusikschule. Zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits klar, dass er kein Konzertpianist werden wollte. So belegte er die Fakultät Musikwissenschaft. Aber auch diese Fachrichtung bedeutete für ihn noch nicht das Ziel seiner Bestrebungen. Sein Interesse richtete sich auf ein Dirigierstudium am Konservatorium.
Bevor es dazu kam, gab es eine gravierende Änderung im Leben der Familie Stessin. Zusammen mit seinen Eltern und anderen Verwandten wanderte Alexander Stessin 1990 nach Israel aus. In Tel Aviv nahm er an der Musikakademie das Dirigierstudium auf. Bald wechselte er nach Jerusalem, um dort bei dem berühmten Lehrer Mendi Rodan das Dirigierstudium drei Jahre lang fortzusetzen. In seinem letzten Jerusalemer Jahr eignete er sich auch noch seine ersten deutschen Sprachkenntnisse an. Die brauchte er, als er sich entschied, nach Europa, nach Salzburg zu gehen, um dort sein Studium fortzusetzen. Hier blieb er fünf Jahre. Hier hatte er als Dirigent seine erste Berührung mit einer Oper – der Zauberflöte.
Von Salzburg verschlug es Alexander Stessin für drei Jahre nach Kiel. In besonderer Erinnerung hat er hier die Oper „Der Liebestrank“ behalten. Parallel zu seinem Engagement hat er vier Jahre lang die Eutiner Festspiele betreut und hat ein Jahr lang den Städtischen Chor Kiel geleitet.
Die nächste Station war Hagen, wo er sehr viel dirigiert und seine eigene Familie gegründet hat. Dann zog es ihn an ein größeres Haus, nach Darmstadt. Dort war er drei Jahre tätig.
Im Januar 2009 erfuhr Alexander Stessin von der Ausschreibung der Stelle des 1. Kapellmeisters bei der Theater Nordhausen / Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Er bewarb sich und wurde angenommen. Seit September 2009 ist er im Amt. Wir dürfen auf ihn gespannt sein. Vielleicht mal mit einem Wagner, den wünscht er sich, oder mit einem Mussorgski, der berührt ihn von den russischen Komponisten am meisten.
In einer Interviewpause und zum Abschluss erfreute Alexander Stessin das Publikum mit den Klavierstücken „Souvenir“ und „Humoreske“ von Sibelius und “September“ aus dem Zyklus „Jahreszeiten“ von Tschaikowski.
Bernd Illhardt
Mitgliederversammlung
Vorstandswahl
In der Mitgliederversammlung am 25.Mai 2009 wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:
· Dr. Götz Ehrhardt, Vorsitzender
· Wolfgang Asche, 1. stellvertretender Vorsitzender
· Lars Tietje, 2. stellvertretender Vorsitzender (satzungsgemäß)
· Jost Rünger, Schriftführer
· Uwe Ziegenbein, Schatzmeister
· Kerstin Göpffarth, 1. Beisitzerin
· Waltraud Hebestreit, 2.Beisitzerin
Nachfolgekandidat ist Thomas Spaniel.
Zur Eröffnung der Versammlung sang Sandra Schütt, von Kai Tietje am Klavier begleitet, das Lied der Rusalka aus der gleichnamigen Oper von Antonín Dvořák.
In seinem Jahresbericht ließ Dr. Götz Ehrhardt die zahlreichen Aktivitäten des Fördervereins noch einmal Revue passieren und zog daraus eine ansehnliche Bilanz. Seinen Dank richtete er an alle aktiven Mitglieder, besonders an Frau Kerstin Göpffarth. Zum Schwerpunkt künftiger Arbeit erklärte er die Gewinnung von neuen Mitgliedern jüngeren Alters und die Gewinnung von Mitstreitern bei der Besetzung des Buch- und CD-Verkaufsstandes im Foyer zu den Theateraufführungen.
Pressemeldung
In der "Nordhäuser Allgemeinen" erschien am 19.05.2009 eine Meldung über die vom Förderverein mitfinanzierte Renovierung der Probebühne des Jungen Theaters.
MONTAGS IM DA CAPO
Verhinderte Krankenschwester
Erstmals hatte der Förderverein eine Interviewpartnerin zu Gast, die keine künstlerische Ausbildung genommen und auch keine Ambitionen für eigenes künstlerisches Auftreten hegt. Das Besondere aber war, dass es sich dabei um Angela Kalms handelte, die bislang neben Dr. Götz Ehrhardt selbst zum Kreis der Fragesteller bei Montags im Da Capo gehörte. Verständlich, dass sie sich nicht selbst befragen konnte, diesen Part übernahm in gekonnter und charmanter Weise Intendant Lars Tietje.
Angela Kalms begann 1989 als Haushaltssachbearbeiterin ihre Tätigkeit am Theater Nordhausen – da steht uns in diesem Jahr noch ein Jubiläum ins Haus. Seit Januar 2009 ist sie Verwaltungsdirektorin, also schon 110 Tage. Ihre Berufung ist für sie eine hohe Anerkennung ihres 20-jährigen Wirkens für das Theater Nordhausen, wenn auch sie dafür einige über die Zeit lieb gewonnene Aufgaben, die direkt den künstlerischen Bereich betreffen, abgeben musste. Aber, so Lars Tietje, ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet waren eine Voraussetzung für die Berufung als eine Verwaltungsdirektorin mit künstlerischem Verständnis.
Ursprünglich wollte Angela, eine echte Nordhäuserin, Krankenschwester werden. Für eine entsprechende Lehrstelle reichten aber damals ihre Beziehungen nicht aus. Als Alternative absolvierte sie im Dienstleistungskombinat Nordhausen die Lehre als Wirtschaftskauffrau, Abschluss 1985. Ein Jahr später begann sie ein Fernstudium in der Fachrichtung Finanzökonomie an der Fachschule in Gotha. Unterdessen war sie weiter beim DLK Nordhausen beschäftigt.
Parallel zur Arbeit im DLK und zum Studium widmete sie sich in ihrer Freizeit sehr erfolgreich dem Handballsport bei der TSG Variant Nordhausen und sie arbeitete aktiv im Jugendclub des Theaters Nordhausen mit. Ihre erste Produktion mit dem Jugendclub war das Stück „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, das im Theater unterm Dach des Theaters Nordhausen aufgeführt wurde. Außerdem war sie Mitglied im Extrachor des Theaters und wirkte z. B. in den Produktionen „Carmen“ und „La Bohème“ mit.
Die Arbeit im Jugendclub und die Liebe zum Theater waren schließlich ausschlaggebend dafür, dass sie 1989 vom DLK zum Theater wechselte, mit einer Vereinbarung des alten und des neuen Arbeitgebers, die ihr die Fortsetzung des Fernstudiums bis zum Abschluss 1990 ermöglichte. Im Zuge der Wende avancierte Angela relativ schnell in den erweiterten Leitungskreis des Theaters. Sie war dabei, als sich das Theater Nordhausen und das Loh-Orchester Sondershausen am 20.12.1991 zu einer GmbH zusammenschlossen und somit eine unter den neuen politischen Bedingungen überlebensfähige Kultureinrichtung schufen, wie es sie zuvor in den neuen Bundesländern noch nicht gegeben hat. 1999 wurde Angela unter der Intendantin Dr. Monika Pirklbauer Künstlerische Betriebsdirektorin. Das war für sie ein neues Metier, in dem sie sich sehr wohl gefühlt hat und das ihr Spaß gemacht hat. Hier eignete sie sich das künstlerische Verständnis an, das eine Voraussetzung für ihre aktuelle Funktion als Verwaltungsdirektorin war. Die Verkündungen des Thüringer Kultusministeriums von 2006 über geplante Mittelkürzungen für das Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen haben die Leitung des Theaters zusammengeschweißt, und nicht nur die Leitung – alle Beschäftigten haben gemeinsam mit vielen Theaterfans und mit Unterstützung regionaler Politiker sowie Vertretern der Wirtschaft einen erfolgreichen Kampf für den Erhalt des Theaters geführt. Das war für Angela ein Erlebnis der besonderen Art, das ihr Kraft und Motivation für noch mehr Engagement für die Theaterkultur verliehen hat.
Angela spielt heute leidenschaftlich gern Golf in Neustadt, macht regelmäßig Yoga im Ballettsaal – sie mag gutes Essen, guten Wein und Oper, und seit ihrem Urlaub 2006 ist sie in das Land Südafrika verliebt. Ihr größter Wunsch ist es, gesund zu bleiben. Das wünschen ihr von ganzem Herzen auch alle Besucher des heutigen Abends im Da Capo. Die zahlreichen Gäste bedankten sich für den außerordentlichen Abend bei Angela und bei Alec Otto sowie Kai Tietje, die mit Perlen unterschiedlichster Genres für die musikalische Umrahmung gesorgt haben. Zutreffend sang Alec Otto zum Abschluss den Song „My Way“.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
Sich treu bleiben
Konsequent sein und sich treu bleiben - so lautet das Lebensmotto von Alec Otto. Das hat er bisher auch weitestgehend beherzigt und hat seine persönlichen Lebensziele immer konsequent in Angriff genommen. Damit hat er schon einiges erreicht, entgegen vielen widrigen Umständen und über Hindernisse hinweg. Und so, wie er veranlagt ist, wird er noch viel mehr erreichen, denn Alec O. ist noch sehr jung und noch am Anfang seiner Sängerlaufbahn.
Das könnte das vorweg genommene Fazit der Unterhaltung in der Veranstaltung „Montags im Da Capo“ am 17. März 2008 zwischen Dr. Götz Ehrhardt, Vorsitzender des Fördervereins Theater Nordhausen und Angela Kalms, künstlerische Betriebsdirektorin am Theater Nordhausen, einerseits und dem neu engagierten Tenor Alec Otto am Theater Nordhausen andererseits, sein. Alec O. selbst gab zur Freude des Publikums mit der „Blumen-Arie“ aus „Carmen“ einen standesgemäßen Einstand.
Alec O. wurde am 4. Februar 1974 in Newcastle in Südafrika als Nachfahre österreichischer Einwanderer der 4. Generation geboren. Sein Stiefvater war Bergarbeiter in Gold- und Kohleminen, was für die Familie mit mehreren Standortwechseln verbunden war. Als ältestes Kind musste sich Alec O. mit teilweise elterlichen Pflichten um seine vier jüngeren Geschwister kümmern, eine Schwester und drei Brüder. Aus der Familie heraus gab es für ihn keine Inspiration zur Entfaltung musischer Neigungen. Das in ihm schlummernde musische Talent hat Alec O. aus eigenem Antrieb freigesetzt, in dem er Mitglied des Schulchores wurde und mit 17 Jahren Klavier spielen lernte. In Rustenberg, einer Stadt vergleichbar in der Größe mit der ostdeutschen Stadt Halle, legte Alec O. das Abitur ab. Mit 19 Jahren wurde er mit einer geliehenen Jacke Sieger eines Gesangswettbewerbs, den er seiner Meinung nach (falsche Bescheidenheit) nur deshalb gewonnen habe, weil er am lautesten gesungen hatte. An seinem Wohnort gab es kein Theater, das lernte er erst in Pretoria kennen, mit einem Ballett von Prokofjew, in einem Haus mit 3000 Sitzplätzen. Opernkultur war und ist in Südafrika Kultur der Weißen. Daraus resultiert die geringe Anzahl entsprechender Spielstätten, es existieren keine festen Ensembles und es gibt relativ wenig Aufführungen bzw. Inszenierungen in einer Spielzeit. Ein wesentlicher Umstand ist außerdem, dass die internationale Opernklassik nicht in die Sprache Afrikaans übertragbar ist, diese Sprache ist für solche Musik praktisch „unsingbar“, so Alec Otto. Mit dem Ende der Apartheid in Südafrika verringerte sich der Einfluss der Weißen im Land. Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, dass die Oper Pretoria heute nicht mehr existiert. Nach dem Abitur hat Alec Otto ein Jahr Armeedienst beim Chor der Luftwaffe in Pretoria absolviert. Danach besuchte er die Opernschule in Pretoria, was ein hartes Brot für ihn war, denn er musste das Studium selbst finanzieren. Das dafür notwendige Geld hat er sich in Nebenjobs verdient. Die Hochschule produzierte zwei Aufführungen im Jahr, für Alec O. war die erste Aufführung „Figaros Hochzeit“. Die südafrikanische Hauptstadt Pretoria hat Alec O. in diesen Jahren für immer als „lebenswerteste Stadt der Welt“ verinnerlicht, „es fehlt nur das Meer“. Sportlich schaffte es Alec O. in dieser Zeit bis in die Rugby-Nationalmannschaft von Südafrika.
Von Pretoria nach Deutschland
Auf Anraten seines Lehrers Eric Müller entschloss sich Alec O., nach dem Studium seine berufliche Karriere in Deutschland auf zu bauen. Dazu benötigte er zunächst ein Visum, für das er den Nachweis über die Verfügbarkeit von 300 DM/Tag für fünf Wochen erbringen musste. Großmutter hat dabei geholfen. Im Dezember 1999 kam er in Deutschland an, in Lübeck, ohne deutsche Sprachkenntnisse. Die Wirklichkeit holte ihn aus seinen Träumen und bot ihm als erstes Engagement eine Stelle als Chorsänger. Auch in Dortmund war er anschließend Chorsänger. Mit dem Rodolfo in „La Bohème“ bekam Alec O. 2001 seine erste Rolle und zwar beim zweijährlich stattfindenden Internationalen Opernkurs im Schloss Weikersheim, dem wichtigsten europäischen Förderprojekt für den Opernnachwuchs. 2002 war Alec O. Preisträger beim Wettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Bevor Alec O. 2007 nach Nordhausen kam, war er sowohl in Festengagements als auch freischaffend in Berlin, Neustrelitz und Halberstadt beschäftigt. Dabei, so sagt er, hat er gelernt, was er kann und was er besser lassen sollte. Zwischenzeitlich hatte er auch die ständige Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland erhalten, und er spricht perfekt deutsch. Nun musste ihm nur noch Wolfgang Dosch über den Weg laufen, ihn auf eine Operettentournee nach Japan mit nehmen und ihm bei einer späteren Gelegenheit nahe legen, doch mal in Nordhausen vor zu singen. Gesagt, getan und stehenden Fußes engagiert – Nordhausen hat ihn, den Tenor aus Südafrika, und für Alec O. ist Nordhausen für die nächsten zwei Jahre sein Lebensmittelpunkt. Es war kein Zufall, dass sich Alec O. und Wolfgang Dosch bei ihrer Arbeit in Nordhausen wieder begegneten, in der sehr erfolgreichen Inszenierung der „Csárdásfürstin“ – W.D. als Regisseur und A.O. als Fürstensohn Edwin. Die Lieblingskomponisten von Alec O. sind Puccini, Tschaikowsky, Wagner und Strauß. Sein absolutes Vorbild ist Jesus, und Eisbein mit Sauerkraut mag er überhaupt nicht. Im Verlaufe des Abends sang Alec O. das „Lamento di federico“ aus der Oper „L’Arlesiana“ von Francesco Cilea und zum krönenden Abschluss aus dem „Land des Lächelns“ das Lied „Dein ist mein ganzes Herz“. Die Begleitung am Klavier wurde von Kai Tietje ausgeführt, der dem Publikum bei dieser Gelegenheit als neuer Kapellmeister vorgestellt wurde. Von beiden Künstlern ging eine vielversprechende angenehme Ausstrahlung aus, die weitere schöne musikalische Erlebnisse mit ihnen erwarten lässt.
Bernd Illhardt
MONTAGS IM DA CAPO
MONTAGS IM DA CAPO
MONTAGS IM DA CAPO
VORSTANDSWAHLEN
In der Vorstandswahl am 14.05.2007 wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:Vorsitzender: Dr. Götz Ehrhardt1.Stellvertretender Vorsitzender: Wolfgang Asche (Kreissparkasse)2.Stellvertretender Vorsitzender (satzungsgemäß): Intendant Lars TietjeSchatzmeister: Uwe ZiegenbeinSchriftführer: Thomas Wiepen1.Beisitzer: Klaus Wahlbuhl2.Beisitzer: Thomas Spaniel1.Nachfolgekandidatin: Kerstin Göpffarth2.Nachfolgekandidat: Jost Rünger Der Vorstand - Wahl am 14. Mai 2007, vorn Dr. Götz Ehrhardt, 2. Reihe v.l. Uwe Ziegenbein, Lars Tietje, Klaus Wahlbuhl, 3. Reihe v.l. Thomas Wiepen, Thomas Spaniel, Wolfgang Asche
MONTAGS IM DA CAPO
MONTAGS IM DA CAPO
MONTAGS IM FOYER - Brigitte Roth
MONTAGS IM FOYER mit Daniel Shay
MONTAGS IM FOYER mit Bianca Sue Henne
THEATER MACHT ZUKUNFT
LAMPENPATENSCHAFT
MONTAGS IM FOYER mit Matthias Ehm
THEATER MACHT ZUKUNFT
MONTAGS IM FOYER mit Friedemann Schulz
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MONTAGS IM FOYER - Der Spielplan 2006/2007
MONTAGS IM FOYER mit Swantje Welters
Montags im Foyer
MONTAGS IM FOYER am WELTTHEATERTAG
DER KLEINE HORRORLADEN
MONTAGS IM FOYER
Adventskalender
Fotos von der Weihnachtsfeier
Buch- und CD-Verkauf
Der Mann aus Kassel
Erfolgreiche Kuchenaktion
Montags im Foyer
Neuer Vorstand
Montags im Foyer mit Dr. Anja Eisner
ABBA-Musical
Erstes Foyergespräch
Das erste Foyergespräch mit Repräsentanten des Theaters und dem Theaterförderverein in der Saison 2004/2005 hat am 11. Oktober mit dem neuen Intendanten, Herrn Lars Tietje, stattgefunden. Die Veranstaltung erfreute sich eines regen Zuspruchs. Die Moderation lag in den Händen von Frau Angela Kalms, Künstlerische Betriebsdirektorin, und Herrn Dr. Götz Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender des Theaterfördervereins. Herr Lars Tietje berichtete in lockerer und informativer Weise über seinen Werdegang und ließ keine der gestellten Fragen offen. Als angenehme Überraschung für das Publikum produzierte sich Herr Tietje als exzellenter Begleiter des Liederprogramms, gleichermaßen exzellent vorgetragen vom Bariton Wolfgang Lambertz, am Flügel. Bernd Illhardt
Roter Teppich
Die Treppenaufgänge zum ersten Rang im Theater Nordhausen haben rechtzeitig vor Beginn der neuen Spielzeit einen neuen Teppichbelag erhalten.Dieses attraktive und großzügige Geschenk machte der Förderverein mit Hilfe seines Mitgliedes W. Jendricke, Besitzer einer Raumausstatterfirma. Auf dem Foto: Angela Kalms (Künstlerische Betriebsdirektorin) und Dr. Götz Ehrhardt (Vorstandsvorsitzender Theaterförderverein)